Das Münchner Startup Granny Vision bietet mit seiner VR-Brille eine seniorengerechte virtuelle Welt. Neben Unterhaltung durch Spiele und informative 3D-Filme und Motivation zur Bewegung durch altersgerechte Sporteinheiten sollen Reisen und Teilhabe am Leben der Familie möglich sein, ohne das Haus zu verlassen. Ich habe es getestet und bin beeindruckt. Es fühlt sich wirklich an wie eine kleine Auszeit in den eigenen vier Wänden. Aber von Anfang an.
Die Brille kommt vorinstalliert ins Haus, ich könnte also sofort loslegen. Aber ich hatte noch nie eine VR-Brille auf dem Kopf und habe erst einmal etwas Berührungsängste. Ich schaue mir deshalb zur Vorbereitung die Webseite an um mich einzustimmen. Der Trailer rührt mich zu Tränen. Kann eine Brille wirklich Seniorinnen, die nicht mehr so mobil sind, solche emotionalen Erlebnisse ermöglichen? Virtuelle Reisen, die Teilnahme an Familienereignissen? Jetzt bin ich neugierig.
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Die Granny Vision VR-Brille: Fertig zum Ausprobieren
Also: Einen bequemen Sitzplatz gesucht, auf einem Drehstuhl, wie es empfohlen wurde, Brille aufgesetzt, Fernbedienung in die Hand und los geht es. Ich finde mich in einem freundlich und hell eingerichteten Wohnzimmer wieder. Das war zwar so in der Anleitung beschrieben, aber als VR-Brillen-Unerfahrene bin ich trotzdem überrascht, wie sich das „live“ anfühlt. Oder eben gerade nicht live. Ich drehe mich hin und her, und es ist tatsächlich, als befände ich mich in diesem Wohnzimmer mit Kamin, einer Couchgarnitur vor einem Fernseher, einer Bilderwand. Rechts von mir sehe ich eine kleine Statue auf einem Sockel und weiter hinten ist ein Sessel vor einem Tisch mit Schachbrett. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine riesige, bodentiefe Glastür, die leicht geöffnet ist, und hinter der ich einen Balkon ausmachen kann.
Im Raum sind vor den unterschiedlichen Gegenständen Kreise auf dem Boden. Jeder Gegenstand ist der Zugang zu einer Funktion. Mit der Fernbedienung kann ich die Kreise ansteuern, indem ich auf sie zeige und dann klicke. Die Steuerung gelingt mir nach kurzer Eingewöhnung intuitiv. So manövriere ich mich durch den Raum und kann alles ausprobieren. Ich „gehe“ also zur Wand mit den Fotos und betrachte die Bilder in den Bilderrahmen. Die Fotos können durch eigene Dateien ersetzt werden, hier könnte ich also meine eigenen Enkelkinder einrahmen.
Funktionen im virtuellen Wohnzimmer
Als nächstes setze ich mich ans Schachbrett, hinter dem sich verschiedene Spiele verbergen. Ich probiere ein virtuelles Memory aus. Das ist unterhaltsam, und ich würde am liebsten gleich noch einmal spielen. Oder das Sudoku ausprobieren, das mir angeboten wird. Aber ich will noch mehr entdecken. Also beende ich die Spiele-Funktion und streife weiter durch den Raum. Meine anfängliche Berührungsangst ist vollständig verflogen.
Wenn ich mich an den Kamin setze, knistert darin ein loderndes Feuer. Von hier aus kann ich auch die Stereoanlage bedienen, um Musik zu hören. Auf der Couch sitzend, kann ich den Fernseher bedienen. Auch dort können Filme und Fotos von meinen Liebsten hinterlegt werden, sodass ich am Familienleben teilhaben kann. Da ich das nicht gemacht habe, schaue ich weiter.
Funktionen außerhalb des virtuellen Zuhauses
Neben den Funktionen, die direkt im Raum oder auf dem sonnigen Balkon stattfinden, gibt es einige, die mich in einen anderen Raum gehen lassen. Dort bekomme ich dann eine Art virtuelle Leinwand eingeblendet, auf der ich zwischen unterschiedlichen Angeboten wählen kann. Beeindruckend finde ich zum Beispiel die Reisen, die ich mithilfe des Globus’ machen kann. Es stehen verschiedene „Reiseziele“ zur Auswahl, die mich mit wundervollen Bildern an nahe und ferne fremde Orte entführen. Da stehe ich zum Beispiel inmitten einer 3D-Aufnahme einer alten Burg in der Türkei und kann mir – ganz ohne Besuchergedränge – in Ruhe alles ansehen. Eine freundliche Stimme erklärt mir die Hintergründe zur Geschichte dieses beeindruckenden Bauwerks und leitet mich weiter durch verschiedene Ansichten der Burg.
Ein besonderes Highlight hält die Statue im Wohnzimmer für mich bereit: Hinter ihr verbergen sich Filme zu verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Und zwar nicht irgendwelche Filme, sondern in 3D gefilmte Aufnahmen, die mich direkt in das Atelier der Person versetzen. Dort kann ich mich in Ruhe im Raum umsehen, während der Künstler an seinen Werken arbeitet und mir über seine Arbeiten erzählt. Es ist, als könnte ich die vielen Stapel von Zeichnungen, die an die Wand gelehnten Leinwände und die unzähligen Bücher, Pinsel und Farben anfassen, wenn ich nur meinen Arm ausstreckte. Ich bin fasziniert, die Überschrift „Künstler hautnah“ passt wirklich!
Zurück und zum Fazit
Zurück geht es – wie bei allen Funktionen – in das Wohnzimmer, das ist meine „Basis“. Es gibt noch viel mehr zu entdecken, ich habe eine Menge Spaß beim Ausprobieren und werde immer wieder überrascht. Hier alles aufzuzählen, würde zu weit führen. Als ich am Ende die Brille absetze, habe ich en breites Lächeln im Gesicht. Mein Kopf ist voll von den vielen Eindrücken und ich fühle mich, als wäre ich kurz in einer anderen Welt gewesen – irgendwie war ich das ja auch.
Fazit: Noch bin ich zum Glück fit und ziehe daher echte Reisen, Herbstspaziergänge im Wald und Ausstellungsbesuche der virtuellen Welt vor. Aber wenn ich das einmal nicht mehr kann, ist es schön zu wissen, dass es einen anderen Weg gibt, der mir ganz ähnliche Erfahrungen ermöglicht. Vielleicht geht das ja künftig sogar mit einer Freundin / einem Freund zusammen, sodass sogar noch ein Gemeinschaftsaspekt eingebunden werden kann. Ich bin jedenfalls von der Idee und der Umsetzung von Granny Vision überzeugt und gespannt, was noch alles kommen wird.
Mehr Informationen zur VR-Brille von Granny Vision inkl. Erklärfilm unter: www.granny-vision.com
Text: Anne Rudolph / Claudia Mattheis