Wenn künstliche Intelligenz Speisepläne macht und beim Kochen hilft: Das Miele Food Lab bei Living Tomorrow zeigt, wie Wohnen im Alter selbstbestimmter werden kann.
Warum wir darüber berichten
In der LIVVING-Redaktion fragen wir uns regelmäßig: Was bedeutet gutes, selbstbestimmtes Wohnen in einer älter werdenden Gesellschaft und welche Rolle kann Technik dabei wirklich spielen? Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz werden oft entweder euphorisch oder skeptisch betrachtet. Uns interessiert vor allem, was sich davon konkret im Alltag niederschlägt. Das Food Lab von Miele im Innovationszentrum Living Tomorrow bei Brüssel hat uns neugierig gemacht, weil es nicht um blinkende Technik-Träume, sondern um ganz praktische Unterstützung im Alltag geht.
Living Tomorrow selbst ist ein echter Hotspot für Zukunftsthemen:
Mehr als 80 Partnerunternehmen präsentieren hier, wie unser Alltag in den nächsten Jahren aussehen könnte – vom Wohnen über Mobilität bis hin zum Arbeiten. Miele hat sein Food Lab ganz oben, in der obersten Etage des zwölfstöckigen Gebäudes, installiert. Das allein sorgt schon für den besten Ausblick und für einen spannenden Einblick in die Zukunft des Kochens.
Prototypen zum Anfassen und zum Nachdenken
Die dort vorgestellten Assistenzsysteme sind aktuell noch Prototypen, deren Möglichkeiten und Grenzen derzeit getestet werden. Der Nutrition Assistant, zum Beispiel, wird im Food Lab in Vilvoorde ausschließlich als Animation gezeigt. Eine wirklich nahtlose Verknüpfung mit Fitnessdaten oder das Erstellen individueller Wochenspeisepläne für reale Besucher ist aus technischer Sicht momentan noch nicht möglich. Wichtig zu wissen: Diese Funktionen dienen als Ausblick und Vision, wie Alltagserleichterungen künftig aussehen könnten. Für die Präsentation vor Ort hat sich Miele bewusst für eine Animation entschieden, damit die Ansätze greifbar werden, auch wenn noch nicht alles im Live-Betrieb abbildbar ist.
Der Cooking Companion hingegen kann bereits für spezielle Miele-Veranstaltungen aktiviert werden und führt dann durch den Kochprozess. Im Rahmen der allgemeinen Führungen durch das Gebäude ist das Food Lab hingegen nur Form von Videos und digitalen Präsentationen erlebbar, da die Systeme nicht einfach zwischen Restaurantküche und Food Lab hin- und hergeschaltet werden können. Uns war wichtig, das transparent zu machen, damit keine falschen Erwartungen entstehen.
Luisa und Paul als Beispiel: So könnten KI-Küchenhelfer künftig unterstützen
Damit die Funktionen der digitalen Küchenhelfer nicht abstrakt bleiben, haben wir uns das fiktive Ehepaar Luisa und Paul ausgedacht. Sie stehen beispielhaft für viele, die selbstbestimmt wohnen, aber nicht immer Zeit, Lust oder die Kraft für aufwändiges Kochen und ständiges Planen haben.
Wie könnte das aussehen? Wir nehmen Sie mit in den fiktiven Alltag von Luisa (79) und Paul (77).
Nach dem Frühstück öffnet Paul das Tablet. Der sogenannte Nutrition Assistant hat schon einen Speiseplan für die Woche erstellt. Was auffällt: Hier geht es nicht einfach um willkürliche Rezeptvorschläge. Die beiden tragen sogenannte Wearables, Luisa als Ring an der linken Hand, Paul als Smartwatch. Diese kleinen elektronischen Geräte messen die Herzfrequenz, Blutdruck und tägliche Bewegung. Die Daten fließen direkt in die Empfehlungen des Systems von Miele ein.
Nach einem Tag mit viel Bewegung steht zum Beispiel ein etwas üppigeres Abendessen auf dem Plan, an ruhigeren Tagen schlägt das System leichtere Gerichte vor. Und wenn Pauls Blutdruck mal wieder ansteigt, empfiehlt der Assistent automatisch Gerichte mit wenig Salz und erklärt kurz, warum das sinnvoll ist. Sogar Allergien werden berücksichtigt: Paul reagiert allergisch auf Sellerie, also bleibt der zuverlässig vom Einkaufszettel fern.
(Anmerkung: In der Realität ist dies derzeit noch Zukunftsmusik. Der Nutrition Assistant als Prototyp kann diese Detailtiefe noch nicht leisten, unser fiktionales Beispiel gibt aber einen Ausblick auf künftige Anwendungen.)
Einkaufen ohne Zettelchaos, dank digitalem Assistenzsystem
Was früher oft in langem Hin- und Herüberlegen endete, ist jetzt unkompliziert. Der digitale Küchenassistent erstellt automatisch die passende Einkaufsliste, abgestimmt auf Vorräte und Essenspläne. So bleibt beim Einkauf im Supermarkt der Kopf frei für anderes.
Kochen mit Unterstützung: Mehr Gelassenheit und Sicherheit
Am Abend haben beide Lust, gemeinsam zu kochen. Der Cooking Companion weiß aus den Wearable-Daten, dass Paul heute weniger Energie hat. Das System schlägt vor, dass Luisa den Hauptgang übernimmt und Paul den Obstsalat vorbereitet. Eine kleine Geste, die Rücksicht nimmt, ohne zu bevormunden.
Während des Kochens gibt der Companion per Bildschirm oder auf der Arbeitsfläche klare Hinweise: wann der Fisch in die Pfanne soll, wann der Salat angemacht wird, welche Herdstufe jetzt passt. Die Technik steuert die wichtigsten Einstellungen automatisch. Es kann weder etwas anbrennen noch überkochen, auch wenn die Gedanken mal abschweifen.
Wer sich fragt, ob das noch Kochen ist: Ja, und zwar eines, das niemanden ausschließt.
Das eigentliche Kocherlebnis bleibt, aber Stress und Unsicherheit werden weniger.
Living Tomorrow erleben: Führungen und Workshops im Zukunftsgebäude
Uns hat besonders beeindruckt, wie anschaulich und erlebbar diese neuen Assistenzsysteme präsentiert werden. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann Living Tomorrow in Vilvoorde besuchen. Es gibt regelmäßige Führungen durch das Gebäude, die Anmeldung läuft unkompliziert über die Homepage. Das Food Lab ist Teil des Restaurants Vapor, in dem der belgische Spitzenkoch Marc Clement arbeitet. Der Blick aus der zwölften Etage auf Brüssel ist allein schon sehenswert.
Für Miele-Veranstaltungen wird das Food Lab kurzfristig zu einer Showküche oder zu einem Workshop-Raum für assistiertes Kochen umgebaut. Technikinteressierte, Genießer und Neugierige kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten.
Wichtig: Während der Führungen sind die Funktionen des Food Labs meist nur als Video oder Animation zu sehen. Das Live-Kochen mit Assistenzsystem ist dem Event- und Workshop-Format vorbehalten.
Unterstützung statt Bevormundung: Was bleibt aus unserer Sicht?
Die im Food Lab gezeigte Miele-Technologie ist aktuell noch ein Prototyp, viele Funktionen könnten aber bald schon serienreif sein. Was zählt, ist die Haltung dahinter: Assistenzsysteme können echte Unterstützung bieten, wenn sie sich am Alltag und den echten Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Bei unserem Beispiel von Luisa und Paul wird das greifbar: Technik, die Rücksicht nimmt, entlastet und neue Freiheiten eröffnet. Nicht als Ersatz für Wissen und Erfahrung, sondern als Begleiter, der mitdenkt.
Unser Eindruck: Wenn Technik mitdenkt, statt vorzuschreiben, wächst die Lust auf Neues und der Alltag bleibt selbstbestimmt – egal wie alt man ist.
Das Miele Food Lab ist Teil des Restaurants Vapor im Zukunftsgebäude Living Tomorrow in Vilvoorde bei Brüssel. Über 80 Partnerunternehmen zeigen dort ihre Visionen vom Leben in der Zukunft. Führungen können direkt über die Homepage gebucht werden. Das Food Lab zeigt, wie Assistenzsysteme beim Kochen unterstützen – von der Schritt-für-Schritt-Anleitung bis zur Steuerung per Bildschirm oder Touchfläche. Die Technologie beruht auf Prototypen, die schon bald Einzug in deutsche Küchen halten könnten.
Smart Ageing: Wie Technologie das Altern revolutionieren kann
Interview mit Dr. Bettina Horster: Wie digitale Helfer das Leben im Alter erleichtern!
Smart Ageing: Die digitale Revolution der Generation 50plus
Wie das Gardia Notrufarmband das Leben für Senioren sicherer macht
Hilfe im Alltag: JUHI ermöglicht älteren Menschen mit Pflegegrad ein besseres Leben zu Hause