Was Sterbebegleitung, Radieschenlisten und das Wohnen im neuen generationsübergreifenden Wohnprojekt Lichtenrader Revier miteinander zu tun haben.
In diesem Interview reden wir mit Sabine Stengel darüber, wie sie als Ingenieurin, Innovationstrainerin und Unternehmerin dazu kam, eine Gebrauchsanleitung zum Sterben zu schreiben. Sie erklärt uns außerdem, warum jeder eine Radieschenliste nutzen sollte. Und sie beschreibt, warum die Beschäftigung mit der Endlichkeit des Dasein bei ihr zu dem Entschluss führte, in das das neue generationsübergreifende Wohnprojekt Lichtenrader Revier zu ziehen.
Der Tod als Lehrmeister
Sabine Stengel erzählt von ihrer Erfahrung, ihren sterbenden Vater zu begleiten – ein tiefprägendes Erlebnis, das sie dazu inspiriert hat, das Buch „Sterben – Die Gebrauchsanleitung“ zu schreiben. In diesem Zusammenhang betont sie die Wichtigkeit, sich aktiv mit dem Sterben auseinanderzusetzen, um Ängste abzubauen. Der Tod sei kein Tabuthema, sondern ein natürlicher Teil des Lebens, den viele jedoch meiden. Durch Workshops wie „Sterben für Anfänger“ vermittelt sie praktische Kenntnisse zur Sterbebegleitung und zur Linderung von Symptomen, und bietet damit eine wertvolle Unterstützung sowohl für Betroffene als auch für Angehörige.
Workshops und digitaler Nachlass: Tipps für das Leben danach
Besonders spannend ist Sabines Projekt „Radieschenliste“, das Workshops zur Vorsorgeplanung digital und bundesweit anbietet. Hier geht es um Patientenverfügungen, Testamente und Nachlassregelungen. Ein weiteres Thema, das Sabine anspricht, ist die Herausforderung des digitalen Nachlasses. In einem digitalen Zeitalter ist es entscheidend, Regelungen für Social-Media-Profile und andere digitale Vermächtnisse zu treffen. Sabine gibt hierzu praktische Tipps und rät zur Bestimmung eines digitalen Nachlassverwalters, um potenzielle Gefahren wie Identitätsdiebstahl zu vermeiden. Diese Workshops werden von Teilnehmern jeden Alters besucht, vom 21-jährigen jungen Erwachsenen bis zur 85-jährigen Seniorin. Die hohe Nachfrage zeigt, dass es vielen Menschen hilft, sich diesem sensiblen Thema zu nähern und ihre Ängste zu überwinden.
Gemeinschaft und Inklusion im „Lichtenrader Revier“
In Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie hat Sabine erkannt, wie wichtig gemeinschaftliches Leben ist. Diese Erkenntnis hat sie dazu gebracht, sich stärker in das Co-Housing-Projekt „Lichtenrader Revier“ in Berlin einzubringen. Hierbei handelt es sich um ein innovatives Wohnprojekt, das von einem Investor gemeinsam mit den zukünftigen Bewohnern entwickelt wurde. Mit einer Mischung aus sozial geförderten und normalen Mietwohnungen legt dieses Projekt Wert auf Offenheit, Freundlichkeit, gegenseitige Unterstützung und die Möglichkeit, sich auch mal zurückziehen zu können.
Sabine Stengel ist aktive Teilnehmerin des Bewohnervereins und arbeitet im Arbeitskreis für Kommunikation und Technik. Sie organisiert regelmäßige Aktivitäten wie gemeinsame Frühstücke und ist am Auswahlprozess neuer Bewohner beteiligt. Das Projekt umfasst gemeinschaftliche Flächen und Einrichtungen wie einen Gemeinschaftsraum, Sauna, Schwimmbad und einen öffentlichen Marktplatz. Diese Strukturen fördern ein starkes Gemeinschaftsgefühl und ein unterstützendes Umfeld.
Hier einige Zitate aus dem LIVVING Podcast mit Sabine Stengel:
Umgang mit Sterben und Tod:
„Es hat noch keiner den Tod überlebt, wir werden alle irgendwann sterben. Nur wenn wir uns trauen, uns dem zu stellen und verstehen, was da passiert, können wir Ängste abbauen.“
Gefährlicher digitaler Nachlass:
„Ja, es ist unangenehm, wenn Jahre nach dem Tod das Social Media Profil immer wieder aufpoppt und Geburtstagsglückwünsche ankommen. Aber das kann man auch abbuchen unter geschmacklos oder unangenehm. Richtig gefährlich wird es, wenn ich niemanden habe, der meinen digitalen Nachlass nach mir aufräumt und sich um die Online Accounts kümmert.“
Noch mehr Infos zu Sabine Stengel gibt es hier:
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Interview mit Sabine Stengel:
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