Fünf Ponys stehen auf Sand, jedes mit verziertem Geschirr und Beinbändern, umgeben von Grün.

Wie Therapieponys im Hospiz viel Trost und Nähe schenken 5/5 (4)

Warum Carola Weidemann mit ihren speziell ausgebildeten Miniaturponys regelmäßig Senioren im Hospiz besucht? Weil ihre Therapieponys für unvergesslich schöne Momente sorgen! Sie berühren Herzen und wecken Erinnerungen, die oft tief verborgen liegen.

Therapieponys schenken Trost

Ein Hospiz ist ein Ort, an dem das Leben in seiner Tiefe und Würde gewürdigt wird. Es geht darum, Menschen in ihrer letzten Lebensphase nicht nur medizinisch zu begleiten, sondern ihnen emotionale Geborgenheit und unvergessliche Augenblicke zu schenken. Miniaturponys leisten hier einen außergewöhnlichen Beitrag. Mit ihrer sanften und ausgeglichenen Art bringen sie Licht in den Alltag, schaffen Verbindungen, die Worte oft nicht mehr herstellen können, und schenken Trost in einer sensiblen Lebensphase.

Carola Weidemann, eine erfahrene Trainerin und Ausbilderin aus dem Ruhrgebiet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihren speziell ausgebildeten Miniaturponys regelmäßig Hospize zu besuchen. Seit mehr als 35 Jahren arbeitet sie mit Ponys, bildet sie aus und bringt ihnen bei, sich sicher und ruhig in sensiblen Umgebungen zu bewegen. „Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit meinen Ponys in ein Hospiz zu gehen. Es war für mich keine Frage, sondern eine Herzensangelegenheit“, erzählt sie.

Warum Therapieponys im Hospiz so wertvoll sind

Miniaturponys sind für den Einsatz in Hospizen prädestiniert. Ihre geringe Größe – sie sind etwa so groß wie ein Labrador – macht sie ideal für Innenräume und zugänglich für alle Bewohner, auch für diejenigen, die im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen. Doch es ist nicht nur ihre Größe, die sie zu außergewöhnlichen Begleitern macht.

Diese Tiere besitzen eine besondere Ruhe und Sensibilität, die ihnen eine intuitive Verbindung zu Menschen ermöglicht. Sie spüren die Stimmungen und Bedürfnisse der Menschen um sie herum und reagieren darauf. „Die Ponys haben ein feines Gespür dafür, wie es den Menschen geht“, erklärt Carola. „Sie wissen, wann sie Nähe schenken oder einfach nur da sein sollen.“

Fünf Ponys stehen auf Sand, jedes mit verziertem Geschirr und Beinbändern, umgeben von Grün.
Therapieponys © Carola Weidemann

Besonders bei Menschen mit Demenz haben die Tiere eine beeindruckende Wirkung. Das Streicheln ihres Fells, das Beobachten ihrer Bewegungen oder das leise Schnauben können Erinnerungen wecken, die tief verborgen sind. Viele Bewohner erleben in der Nähe der Ponys Momente des Aufblühens, in denen sie sich an früher erinnern – an das Leben auf dem Land, an Tiere auf dem Hof oder an die Freiheit, die sie einst spürten.

Ein Tag mit den Therapieponys im Hospiz

Die Einsätze der Ponys erfordern eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Der Tag beginnt schon früh, damit die Tiere entspannt und ausgeglichen starten können. „Die Ponys bekommen etwa zwei Stunden vor der Abfahrt ihr Futter, damit sie satt und ruhig sind“, erklärt Carola. Diese Routine sorgt dafür, dass die Tiere den Tag ohne Stress erleben und sich ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren können.

Nach der Fütterung überprüft Carola die Transportausrüstung und bringt die Ponys in den Anhänger. Oft dauert die Fahrt zu einem Hospiz bis zu einer Stunde. Die Tiere haben dabei genügend Zeit, sich an die bevorstehende Umgebung anzupassen.

Therapieponys geben Sicherheit und Geborgenheit

Vor Ort sorgt Carola dafür, dass die Atmosphäre ruhig und ausgeglichen ist. „Die Ponys reagieren sensibel auf Unruhe“, betont sie. „Es ist wichtig, dass sie sich sicher fühlen.“ Die Besuche selbst dauern in der Regel zwei Stunden. In dieser Zeit können die Bewohner die Ponys streicheln, sie mit kleinen Leckereien füttern oder einfach ihre Nähe genießen.

Für viele Bewohner ist allein die Anwesenheit der Tiere ein Trost. „Manchmal reicht es schon, wenn das Pony ruhig neben einem Bewohner steht“, berichtet Carola. „Diese stille Nähe gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.“

Nach dem Einsatz bringt Carola die Ponys zurück auf ihre Weide, wo sie sich erholen können. Dort bekommen sie ihr wohlverdientes Futter und genießen die Ruhe. „Die Erholung ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit“, erklärt Carola. „Die Tiere brauchen diesen Ausgleich, um langfristig gesund und glücklich zu bleiben.“

Zwei kleine Pferde, ein braunes und ein weißes, rennen verspielt über eine von einem Zaun umgebene Wiese.
Nach ihrem Einsatz als Therapieponys können sie sich austoben © Carola Weidemann

Wie die Therapieponys Erinnerungen wecken

Die Begegnungen mit den Ponys haben eine tiefgreifende Wirkung auf die Bewohner. Besonders Menschen, die an Demenz leiden, erleben durch die Tiere oft Momente der Klarheit und Freude. Die sensorischen Reize – das weiche Fell, das leise Schnauben oder die Wärme der Tiere – wecken Erinnerungen, die tief im Unterbewusstsein schlummern.

Ein Bewohner, der zuvor wochenlang kaum gesprochen hatte, begann während eines Besuchs, sich zu öffnen. Solche Momente erlebt Carola immer wieder. „Die Reaktionen der Bewohner sind oft unglaublich emotional und voller Dankbarkeit“, erzählt sie. „Die Ponys holen die Menschen für einen Moment aus ihrer Situation heraus und schenken ihnen etwas, das sie oft schon verloren glaubten: Nähe, Freude und ein Stück Normalität.“

Solche Momente sind nicht nur für die Bewohner, sondern auch für ihre Familien von unschätzbarem Wert. Die Begegnung mit den Tieren bringt nicht nur Freude, sondern oft auch Trost und die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ältere Frau im Bett mit einer roten Decke, die die Mähne eines kleinen Ponys neben sich streichelt.
Therapieponys schenken Trost © Carola Weidemann
Zwei Personen führen kleine Therapieponys mit Gehhilfen einen Flur entlang.
Therapieponys im Einsatz © Carola Weidemann

Herausforderungen und Lösungen

Die Arbeit mit Miniaturponys im Hospiz stellt besondere Anforderungen. Die Tiere müssen sorgfältig ausgebildet werden, um sich in sensiblen Umgebungen sicher und gelassen zu bewegen. „Die Ponys lernen, mit Rollstühlen, medizinischen Geräten und lauten Geräuschen umzugehen“, erklärt Carola. „Sie müssen in jeder Situation entspannt bleiben.“

Auch die Hygiene spielt eine wichtige Rolle. Vor jedem Einsatz werden die Tiere gründlich gepflegt, um sicherzustellen, dass alle hygienischen Standards eingehalten werden. „Das Wohlbefinden der Bewohner und der Ponys steht immer an erster Stelle“, betont Carola.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Planung und Organisation der Einsätze. Von der Vorbereitung der Tiere über die Fahrtzeit bis hin zur Nachsorge auf der Weide muss alles reibungslos funktionieren, damit die Besuche für alle Beteiligten ein Erfolg werden.

Trost für Angehörige

Die Besuche der Therapieponys bringen nicht nur den Bewohnern Trost und Freude, sondern auch ihren Angehörigen. Für viele Familien ist die Zeit im Hospiz eine emotionale Herausforderung und die tiergestützten Einsätze schenken ihnen kleine Lichtblicke. „Die Reaktionen der Bewohner sind oft unglaublich emotional und voller Dankbarkeit“, erklärt Carola. Diese Augenblicke geben den Angehörigen die Möglichkeit, ihre Liebsten in einem Zustand der Freude zu erleben, was eine wertvolle Erinnerung schafft, die lange nachwirkt.

Die Rolle der Pflegekräfte

Auch das Pflegepersonal profitiert von den Besuchen der Ponys. Der Alltag in einem Hospiz ist oft emotional und körperlich anspruchsvoll. Die Freude, die die Tiere mitbringen, wirkt sich positiv auf die gesamte Atmosphäre aus und gibt den Pflegekräften neue Energie.

Die Ponys verändern die Stimmung im ganzen Haus“, erzählt eine Pflegekraft. „Sie bringen so viel Ruhe und Freude mit, dass es nicht nur den Bewohnern, sondern auch uns guttut.“

Die Besuche schaffen zudem eine stärkere Verbindung zwischen Pflegekräften und Bewohnern. Gemeinsam die Freude über die Ponys zu teilen, fördert das Miteinander und die Beziehung.

Finanzierung der Einsätze

Die Besuche der Therapieponys sind mit Kosten verbunden, die sich aus der Anfahrt, der Pflege der Tiere und der eingesetzten Zeit zusammensetzen. Oft werden diese Kosten über Spenden gedeckt oder von den Einrichtungen selbst übernommen. „Es ist eine Investition, die sich lohnt“, sagt Carola.

Langfristig könnten tiergestützte Maßnahmen wie diese sogar helfen, Kosten zu sparen. Studien zeigen, dass der Kontakt mit Tieren das emotionale Wohlbefinden steigert, Stress reduziert und den Einsatz von Beruhigungsmitteln verringert.

Ein Lichtblick im Hospizalltag

Die Begegnungen mit den Ponys schaffen Momente, die tief ins Herz gehen und lange nachwirken. Für die Bewohner sind sie ein Geschenk, das ihnen Nähe, Trost und Freude bringt. Für die Angehörigen schaffen sie Erinnerungen, die auch nach dem Abschied bleiben. Und für das Pflegepersonal sind sie eine Quelle neuer Energie und Motivation.

„Die Ponys bringen etwas in den Alltag der Menschen, das Worte nicht beschreiben können“, sagt Carola. „Es ist diese stille Nähe, die sie schaffen, diese Verbindung, die bleibt.“

In einer Lebensphase, die oft von Nachdenklichkeit geprägt ist, schenken die Ponys Licht und Wärme. Sie sind Trostspender, Herzensöffner und ein Geschenk für alle, die ihnen begegnen.

Eine Frau in einem roten T-Shirt steht lächelnd im Haus. Auf dem Hemd steht der Name „Carola“ und der Text „Therapieponys“.
Carola Weidemann © Privat

Über Carola Weidemann

Carola Weidemann ist seit über 30 Jahren als Reitlehrerin und Ausbilderin in der Dressur tätig und hat eine besondere Leidenschaft für Therapie-Ponys. Mit viel Geduld bildet sie ihre Miniatur-Ponys zu liebevollen Begleitern für Senioren und Kinder aus und sorgt dabei stets für ihr Wohlbefinden. Ihre Ponys schaffen es, Freude und besondere Momente in das Leben der Menschen zu bringen.

https://www.instagram.com/pumuckel_w/

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