Von digitalen Kaffeekränzchen bis zu umgestalteten Parks: Europas Städte bewiesen in der Pandemie-Krise Kreativität. Die neue WHO-Studie zeigt, welche Ideen das Leben Älterer nachhaltig verbessern können.
In der umfassenden WHO-Studie „City leadership for age-friendly communities in the post-pandemic era“ wurden die Erfahrungen von 16 europäischen Städten während der COVID-19-Pandemie analysiert. Die Untersuchung zeigt, wie Städte innovative Lösungen entwickelten, um ältere Menschen zu schützen und zu unterstützen. Daraus lassen sich wichtige Lehren für künftige Gesundheitskrisen ziehen.
Wir haben die Studie für Sie gelesen und die wichtigsten Erkenntnisse sowie Beispiele erfolgreicher Aktionen zusammengefasst.
So funktioniert innovative Kommunikation mit älteren Bürgern in Krisenzeiten
Die COVID-19-Pandemie traf ältere Menschen besonders hart und Städte mussten neue Wege finden, um mit älteren Bürgern in Kontakt zu bleiben. Viele setzten dabei auf digitale Lösungen:
• In Horsens, Dänemark, wurde ein „Zoom-Café“ eingerichtet, um die Stimme älterer Menschen in politischen Entscheidungsprozessen zu erhalten.
• Die Stadt Rijeka in Kroatien profitierte von einer bereits vor der Pandemie etablierten altersfreundlichen Kommunikationsplattform.
• Mehrere Städte, darunter Lodz und Newcastle, boten Schulungen zur digitalen Inklusion an, um älteren Menschen den Umgang mit neuen Technologien zu erleichtern.
Gleichzeitig erkannten die Städte die Bedeutung traditioneller Kommunikationswege:
• In Brno wurde eine ganztägige Telefonhotline eingerichtet, um Bürgern bei pandemiebezogenen Fragen zu helfen.
• Lodz führte ein „Halophon“ ein – ein Telefonservice, bei dem Freiwillige älteren Menschen zuhören und bei Behördenangelegenheiten unterstützen.
Wie man mehr Sicherheit in öffentlichen Räume schafft
Die Gestaltung des öffentlichen Raums spielte eine wichtige Rolle bei der Pandemiebekämpfung:
• In Udine wurden Parks als sichere Orte für soziale Interaktionen umgestaltet, um Isolation zu vermeiden und die psychische Gesundheit zu fördern.
• Horsens ermutigte zu „Zusammensein mit Abstand“ durch spezielle Spaziergänge im Bygholm Park mit strategisch platzierten Bänken.
Diese Maßnahmen zeigen, wie Städte kreativ Lösungen fanden, um physische Distanzierung mit dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten in Einklang zu bringen.
Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung muss gestärkt werden
Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Seniorenräten und -vereinigungen für die Krisenbewältigung:
• In Newcastle forderte der Ältestenrat eine aktive Stimme in Entscheidungsprozessen.
• Der Seniorenverband von Novi Sad in Serbien trat direkt mit Regierungsvertretern in Kontakt.
• Barcelona’s Seniorenbeirat formulierte Vorschläge und forderte Maßnahmen von der Regierung.
Diese Organisationen spielten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Gesundheitsinformationen und der Unterstützung älterer Menschen während der Krise.
Nur ein ganzheitlicher Ansatz schafft Krisenresilienz
Die Studie zeigt, dass erfolgreiche Städte einen umfassenden Ansatz verfolgten:
• In Belfast wurde eine „Healthy Ageing Strategic Partnership“ ins Leben gerufen, die eng mit dem Greater Belfast Seniors‘ Forum zusammenarbeitet.
• Newcastle etablierte „Collaborative Newcastle“, eine innovative Partnerschaft zwischen Gesundheitsdiensten, Stadtverwaltung, Universitäten und dem Freiwilligensektor.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig sektorübergreifende Zusammenarbeit für eine effektive Krisenbewältigung ist.
Lehren für die Zukunft: So werden Städte lebenswert für ältere Menschen
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig altersfreundliche und resiliente Städte sind.
Die in der WHO-Studie dokumentierten Erfahrungen und Innovationen bieten wertvolle Einblicke für Stadtplaner und Politiker. Indem Städte diese Lehren beherzigen, können sie sich besser auf zukünftige Gesundheitskrisen vorbereiten und sicherstellen, dass ältere Menschen nicht zurückgelassen werden. Die Krise hat deutlich gemacht, dass Investitionen in altersfreundliche Umgebungen und starke kommunale Netzwerke sich in Notzeiten auszahlen und zur Resilienz der gesamten Stadtgesellschaft beitragen.
Die komplette WHO-Studie „City leadership for age-friendly communities in the post-pandemic era“ auf englisch gibt es hier als Download.
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