Von Seniorenwohnungen bis Mehrgenerationenhäuser – wie Architektur verbindet. Über architektonische Herausforderungen und ästhetische Lösungen für das Wohnen im Alter.
Sebastian Brüning ist Mitglied der Geschäftsleitung bei URBANSKY Architekten in Berlin und bringt als Architekt und Sachverständiger für Barrierefreiheit eine besondere Perspektive in unseren LIVVING-Podcast.
Mit seinem reichen Erfahrungsschatz weiß er genau, wie Gebäude, Außenräume und städtische Umgebungen gestaltet werden müssen, damit sie wirklich allen Menschen offen stehen.
Seine große Leidenschaft gilt der Sozialarchitektur – von Pflegeheimen in Deutschland und der Schweiz bis hin zu Kitas, Schulen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
Die wichtigsten 3 Fakten aus dem Interview:
- Barrierefreiheit umfasst weit mehr als nur Rampen und breite Türen:
Sebastian betont, dass Barrierefreiheit auch Akustik, visuelle Leitlinien und die Bedürfnisse von Menschen mit motorischen, kognitiven oder sensorischen Einschränkungen berücksichtigen muss. „Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, die klar wahrnehmbar und leicht zu fassen ist“, erklärt er. - Die Planung von Senior Living Projekten erfordert eine gute Infrastruktur:
Bei der Wahl des Standorts ist es entscheidend, dass Theatern, Museen und Apotheken in der Nähe sind, damit Senioren weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. „Es ist wichtig, dass diese Projekte in gut vernetzte Stadtteile integriert werden, wo die Bewohner noch selbstständig aktiv bleiben können“, sagt Sebastian. - Barrierefreiheit muss von Anfang an bedacht werden:
Im privaten Wohnungsbau, aber auch in großen Projekten wie Mehrgenerationenhäusern, ist es wichtig, schon in der Planungsphase an spätere Anpassungen zu denken, um aufwändige Umbauten zu vermeiden. „Wenn man von Anfang an auf Barrierefreiheit achtet, schafft man flexible Räume, die später nicht umgebaut werden müssen“, so Sebastian Empfehlung.
Die Berufung zur Sozialarchitektur
Sebastians Weg in die Sozialarchitektur begann vor etwa 25 Jahren in einem Berliner Architekturbüro mit sozialem Schwerpunkt. Dort sammelte er als Student erste Erfahrungen mit Pflegeheimen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Diese Zeit prägte nicht nur sein technisches Können, sondern vor allem sein tiefes Verständnis für die Menschen, für die er baut. „Es geht nicht nur darum, schöne Gebäude zu entwerfen, sondern darum, Räume zu schaffen, die das Leben der Menschen positiv beeinflussen.“
Was bedeutet Barrierefreiheit?
Für Sebastian Brüning geht Barrierefreiheit weit über Rampen und breite Türen hinaus. Es geht um ein ganzheitliches Konzept, das alle Aspekte des Lebens berücksichtigt – von der Gestaltung von Wegen und Zugängen bis hin zur Akustik und den visuellen Elementen eines Raums.
„Es ist nicht nur wichtig, barrierefreie Zugänge zu schaffen, sondern auch sicherzustellen, dass der Raum klar und intuitiv erlebbar ist“, erklärt er. Besonders in Städten können gut durchdachte Blindenleitsysteme und barrierefreie Wege echte Teilhabe ermöglichen.
Der aktuelle Stand der Barrierefreiheit in Deutschland
Während Städte wie Potsdam mit gutem Beispiel vorangehen, sieht Sebastian noch viel Potenzial in Deutschland. Gerade Metropolen wie Berlin haben Nachholbedarf. „Es ist schade, dass viele Städte in Deutschland noch hinter den internationalen Standards zurückbleiben, vor allem in Bezug auf die flächendeckende Umsetzung von Barrierefreiheit“, sagt er. Länder wie Spanien seien hier teilweise weit voraus.
Planung von Senior Living Projekten
Ein Herzensthema für Sebastian sind Senior Living Projekte und das Service Wohnen. Hier ist es entscheidend, dass nicht nur der physische Raum barrierefrei ist, sondern dass auch die Umgebung stimmt. Sebastian betont: „Für Senioren muss der Standort gut gewählt sein – nahe an kulturellen Angeboten und mit einer guten Anbindung an die Stadt, damit sie weiterhin aktiv am Leben teilnehmen können.“ Die Planung solcher Projekte muss also sowohl funktional als auch sozial ausgerichtet sein.
Architektonische Herausforderungen und ästhetische Lösungen
Die Kunst liegt in der Balance: Wie verbindet man Funktionalität mit ansprechendem Design? Besonders bei hochwertigen Senior Living Projekten geht es darum, Räume zu schaffen, die beide Aspekte vereinen. „Es geht darum, Räume zu gestalten, die sowohl privat als auch gemeinschaftlich genutzt werden können. Begegnungsstätten wie Gemeinschaftsräume und Gärten sind genauso wichtig wie private Rückzugsorte“.
Wie koordiniert man Projekte im Mehrgenerationenwohnen?
Sebastian spricht auch über seine Erfahrungen mit Mehrgenerationenwohnprojekten, die er als besonders komplex empfindet. Hier kommen seine Fähigkeiten zur Moderation und Koordination zum Tragen, da die verschiedenen Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigt und integriert werden müssen. „Es ist eine wahnsinnig herausfordernde Aufgabe, bei Mehrgenerationenprojekten alle Ideen und Wünsche unter einen Hut zu bringen. Aber am Ende entstehen dadurch besonders lebendige, inklusive Wohnräume“, sagt er.
Barrierefreiheit im privaten Wohnungsbau
Auch im privaten Wohnungsbau ist Barrierefreiheit ein Thema, das von Anfang an berücksichtigt werden sollte. Sebastian Brüning empfiehlt, bereits bei der Planung von Neubauten an breitere Türen, barrierefreie Badezimmer und andere Anpassungen zu denken, die spätere Umbauten überflüssig machen. „Es ist wichtig, schon bei der Planung an die Flexibilität des Raums zu denken, um für unvorhersehbare Lebenssituationen gerüstet zu sein“, erklärt er.
Warum Sie dieses Podcast-Interview hören sollten?
Lassen Sie sich von Sebastian Brünings Expertise und Leidenschaft für soziale Architektur inspirieren! In diesem Gespräch erfahren Sie nicht nur, wie moderne Barrierefreiheit aussieht, sondern auch, wie durchdachte Architektur Menschen zusammenbringen kann. Seine praktischen Einblicke und zukunftsweisenden Ideen zeigen, wie wir Räume schaffen können, die wirklich allen Menschen gerecht werden. Ein Must-hear für alle, die verstehen möchten, wie kluge Architektur unsere Gesellschaft bereichern kann.
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Interview mit Sebastian Brüning:
Der Architekt, der Barrieren überwindet
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Von Seniorenwohnungen bis Mehrgenerationenhäuser – wie Architektur verbindet.