Wie mit über 50 eine persönliche Erfahrung zum beruflichen Neuanfang führte.
Wenn die eigene Mutter plötzlich zum Pflegefall wird, verändert das alles. Anja Mikulla erlebte 2018, was es bedeutet, wenn eine Krebsdiagnose das Familienleben auf den Kopf stellt. Doch statt sich nur um die eigene Familie zu kümmern, entdeckte die ehemalige PR-Managerin dabei ihre Berufung: Sie wurde 2022 zertifizierte Seniorenassistentin und begleitet heute Menschen dabei, ihren Alltag aktiv, würdevoll und mit Freude zu gestalten.
Ihr Weg zur Seniorenassistenz begann mit einer „Granny Gang” – einer privaten Initiative, bei der sie alleinstehende ältere Damen zum gemeinsamen Essen zusammenbrachte. Diese Erfahrung zeigte ihr, welchen enormen Unterschied menschliche Nähe und soziale Teilhabe im Leben hochaltriger Menschen machen können.
Als Referentin bei der Initiative „Gesundheitsstadt Berlin” bringt die 56-Jährige heute ihre Expertise zum Thema alternde Gesellschaft ein. Im Gespräch im LIVVING Podcast mit Claudia Mattheis erklärt sie, was Seniorenassistenz konkret bedeutet, wie die Ausbildung abläuft und warum diese Arbeit weit mehr ist als „nur Kaffeetrinken und Plaudern“.
Warum wir Anja Mikulla eingeladen haben
Weil sie zeigt, dass berufliche Neuorientierung auch mit über 50 noch möglich und bereichernd ist. Weil sie aus persönlicher Betroffenheit heraus eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernommen hat. Und weil sie beweist, dass Seniorenassistenz weit mehr ist als ein „netter Service“, sondern ein professioneller Beitrag zur Gesundheitsvorsorge im Alter.
Die wichtigsten 5 Erkenntnisse aus dem Interview:
- Seniorenassistenz schließt eine wichtige Lücke:
Zwischen Haushaltshilfe und professioneller Pflege gibt es einen Bereich, den qualifizierte Alltagsbegleiter abdecken. - Einsamkeit ist ein unterschätztes Gesundheitsrisiko:
Regelmäßige soziale Kontakte lassen hochaltrige Menschen wieder aufblühen und haben präventiven Charakter. - Angehörige werden massiv entlastet:
Seniorenassistenten sind oft der „verlängerte Arm” der Familie und schaffen Vertrauen durch professionelle Begleitung. - Die Ausbildung ist praxisnah:
Von Demenzpartner-Schulung bis Biografiearbeit werden konkrete Fähigkeiten für den Umgang mit hochaltrigen Menschen vermittelt. - Es ist eine sinnvolle Zweitkarriere:
Menschen ab 50 können ihre Lebenserfahrung einbringen und gleichzeitig einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag leisten.

Von der Krebsdiagnose zur „Granny Gang“
Wenn das Private zum beruflichen Wendepunkt wird
„Meine Mutter ist im Jahr 2018 leider schwer erkrankt, eine Diagnose, eine Krebsdiagnose”, erzählt Anja Mikulla. „Das war die Initialzündung, sage ich mal. Ich habe mich sehr viel mit dem Bereich Pflege beschäftigt, habe auch da schon Seminare gesucht für pflegende Angehörige, Nachbarschaftshilfkurse.“
Die Entscheidung, beruflich zu pausieren, fiel ihr leicht: „Mir war klar, dass ich mich in dem Moment um meine Familie kümmern möchte und für meine Familie da sein möchte. Und habe dann ohne groß zu überlegen meinen Job auch erstmal pausiert.“
Eine Idee verbindet Generationen
Aus der persönlichen Erfahrung entstand 2021 die „Granny Gang“: „Als meine Mutter sich so ein bisschen wieder berappelt hatte, haben zwei meiner engen Vertrauten, meine Tante zum einen und die Mutter meiner langjährigsten Freundin zum anderen, fast zeitgleich ihre Ehemänner verloren. Plötzlich waren die beiden Witwen allein zu Hause.“
Anja hatte eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: „Die kennen sich auch gar nicht, die haben aber beide den ähnlichen Humor, wohnen nicht weit voneinander entfernt. Und so hatte ich die Idee, die mal zusammenzubringen. Und mit meiner Mutter habe ich dann gedacht, gehen wir einfach mal essen.“
Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: „Daraus aus diesen drei Grannys wurden dann plötzlich sechs. Heute sind wir glaube ich sieben oder acht und wir treffen uns einmal im Monat und gehen zusammen essen.“

Was Seniorenassistenz konkret bedeutet
Qualifizierte Alltagsbegleitung für Hochaltrige
„Ich begleite Menschen in ihrer Häuslichkeit überwiegend, insbesondere dann, wenn sie hochaltrig werden und nicht mehr den Alltag alleine gestemmt kriegen“, erklärt Mikulla ihre Arbeit. Hochaltrig bedeutet dabei: „Das ist ab 80, also das ist tatsächlich ja, man ist ja hochaltrig, ist vielleicht sogar noch ein bisschen älter. Aber unsere Kunden oder meine Kunden sind tatsächlich so ab 80 Jahre alt.“
Die Aufgaben sind vielfältig: „Das fängt meistens an mit dem Hausputz, dass man da Unterstützung braucht, eben Einkäufe. Das geht dann eben auch weiter. Bürokram, Papierkram erledigen, die Digitalisierung stellt sie vor wirklich große Herausforderungen. Bankgeschäfte erledigen. Krankenkassen, private Krankenkassen, Beihilfe, Anträge einreichen.“

Der wichtigste Aspekt: Menschliche Nähe
Doch der Kern der Arbeit liegt woanders: „Da bin ich auch da, wo ich sag mal jetzt mal so ganz PR-Sprech, menschliche Nähe und ein offenes Ohr gebraucht wird, weil das ist leider auch sehr häufig der Fall. Die Einsamkeit, viele, viele, viele Seniorinnen und Senioren sind alleine und brauchen ein offenes Ohr, brauchen jemanden, der vor allen Dingen mit Zeit kommt und ihnen zuhört.“
Abgrenzung zur klassischen Pflege
Die Lücke zwischen Haushalt und Pflege
„Wir schließen so die Lücke zwischen Haushalt und Pflege“, beschreibt Mikulla die Position der Seniorenassistenz. „Wir sind keine Pflegefachkräfte und eben auch keine Haushaltshilfe. Wir sind qualifizierte Alltagsbegleiter.“
Konkrete Beispiele aus der Praxis verdeutlichen die Bandbreite: „Eine Kundin besuche ich alle zwei Wochen. Das mache ich im Wechsel mit einer Kollegin von mir, sodass sie die Dame wöchentlich Besuch hat. Die ist schon in einer Pflegeeinrichtung, im Pflegeheim, sitzt im Rollstuhl und verlässt einmal im Prinzip pro Woche das Haus, indem wir sie mit dem Rollstuhl dann zum Einkaufen begleiten und zum Kaffee trinken.“
Ein anderes Beispiel: „Ich war gerade gestern bei einem Erstgespräch bei einer Dame, die ist stark sehbeeinträchtigt und die braucht zwei Augen, die mit ihr zusammen ihre ganzen Steuererklärungen macht.“

Die Ausbildung: Mehr als nur Kommunikation
Praxisnahe Weiterbildung nach dem Plöner Modell
Mikulla absolvierte ihre Ausbildung nach dem Plöner Modell: „Es war diese Mischung aus fachlichen Themen, Fachvermittlung von fachlicher Kompetenz und die Vorbereitung und das Training auf die Selbstständigkeit.“
Die Inhalte sind umfangreich: „Psychologische Module, Kommunikation, Konfliktmanagement, Umgang mit Tod und Trauer. Dann auch altersassoziierte Krankheiten. Zum Beispiel Demenz ist ein großer Schwerpunkt. Wir machen auch im Rahmen der Seminars eine Weiterbildung oder eine Schulung zum Demenzpartner. Sturzprophylaxe.“
Kommunikation neu lernen
Besonders prägend war für die ehemalige PR-Managerin die Erkenntnis: „Ich war wirklich jahrelang PR-Frau, komme aus der Kommunikation. Kommunikation ist meine Leidenschaft, aber die Kommunikation mit alten Menschen verlangt nochmal ganz andere Talente. Also Geduld. Ganz, ganz, ganz viel Geduld. Zuhören.“
Bei kognitiven Einschränkungen ändert sich der Ansatz grundlegend: „Gerade wenn es schon kognitive Einschränkungen gibt, also demenzielle Veränderungen, geht es ganz klar darum, nicht mehr zu fragen Wie, Was, Wann, Warum, sondern ganz anders auf den Menschen einzugehen.“
Finanzierung und Kosten
Private Dienstleistung mit Kassenoptionen
Die Kosten bewegen sich in einem transparenten Rahmen: „Also hier in Berlin und Brandenburg befinden wir uns so zwischen 35 und 60 Euro die Stunde. Ich persönlich bin bei 42 Euro netto. Ich bin jetzt aber halt umsatzsteuerpflichtig, sodass für den Kunden 50 Euro pro Stunde berechnet werden.“
Teilweise übernehmen die Pflegekassen Kosten: „Ab Pflegegrad 2 steht jedem Pflegebedürftigen ein sogenanntes Entlastungsbudget zur Verfügung. Das sind ca. 3.500 Euro im Jahr. Da kann man dann stundenweise Seniorenassistenz zum Beispiel abrechnen über die Pflegekasse.“
Ein Nachteil für Berlin: „Leider, leider sind wir auch in Berlin als eigenständige Einzelunternehmerin in der Seniorenassistenz, bekommen wir die landesrechtliche Anerkennung nicht, um auch darüber abrechnen zu dürfen. In anderen Bundesländern geht das leider. Also nicht leider. Zum Glück, ich hoffe, dass Berlin irgendwann nachzieht.“
Die Kraft der kleinen Momente
Wenn Einsamkeit eine Pause macht
Was auf den ersten Blick wie „nettes Plaudern“ aussieht, hat tiefere Wirkung: „Die Menschen sind ja in der Regel allein zu Hause, die sind den ganzen Tag alleine und wenn dann mal zwei Stunden jemand kommt, mit dem sie reden können oder mit dem sie mal rausgehen können, das verändert, diese soziale Teilhabe, die sie plötzlich wieder erleben, das lässt sie noch mal aufblühen.“
Mikulla erzählt ein berührendes Beispiel: „Ich war mit der Kundin, die im Pflegeheim lebt. Die habe ich mir manchmal geschnappt und bin einfach gegenüber ins Café gegangen. Sie wollte immer im Fenster sitzen, weil dieses Café war gegenüber einer Schule. Und wir waren dann dort, als Schulschluss war. Und sie hat sich so gefreut, dass sie die jungen Menschen gesehen hat, die aus der Schule kamen, und man merkt, wie sehr die aufblühen und diese Einsamkeit mal eine Pause macht.“
Professionelle Abgrenzung bei emotionaler Nähe
Vertrauen mit klaren Grenzen
Die Nähe zu den Kunden bringt besondere Herausforderungen mit sich: „Eine Kundin hat mich kürzlich gefragt, ob ich ihre Vorsorgebevollmächtigte werden könnte, weil sie mir so vertraut. Und da habe ich abgelehnt, weil das geht für mich dann einen Schritt zu weit.“
Ihre klare Haltung: „Wir sind keine Familienangehörigen, Vertrauten. Wir sind nicht diejenigen, die sich um Finanzen und testamentarische Fragen kümmern. Da gibt es wirklich Abgrenzungen. Wir sind Begleitungen auf Zeit mit einem ganz klaren Aufgabenspektrum und Auftrag.“
Ein Appell an potenzielle Nachahmer
Zweitkarriere mit gesellschaftlichem Nutzen
Auf die Frage, ob mehr Menschen diese Qualifikation machen sollten, antwortet Mikulla eindeutig: „Ja, also unbedingt würde ich mir das wünschen. Bitte macht, macht. Also es ist nicht nur, weil der Bedarf wächst. Wir kriegen viele Anfragen, die wir nicht bedienen können, weil wir ausgelastet sind.“
Ihr persönliches Fazit: „Es ist aber auch für einen persönlich wirklich eine Bereicherung, diese Qualifikation zu machen und dann diese Arbeit mit den Menschen. Das ist eine unwahrscheinliche Bereicherung. Startet eure Zweitkarriere. Also ich habe es nie bereut.“
Persönliche Zukunftsvision: Wohnen als Gemeinschaft
Inspiration durch ungewöhnliche WG-Modelle
Auf die Frage nach ihren eigenen Zukunftsplänen zeigt sich Mikulla offen und inspiriert: „Was mir ganz wichtig ist, ist, dass ich noch in irgendeiner Form eine soziale Teilhabe erleben darf. Also ich möchte gerne noch gesehen werden. Ich möchte Gesellschaft haben von Mensch und Tier vielleicht.“
Eine Reportage hat sie besonders beeindruckt: „Ich habe eine Reportage gesehen über Agnes und Amir. Agnes war 101 und Amir 28, ein junger Mann, der aus dem Iran geflüchtet ist, nach Deutschland gekommen ist, hier eine Ausbildung zur Pflegefachkraft angefangen hat und Agnes 101 Jahre alt, die noch alleine in ihrer Wohnung lebte. Und die beiden haben sich über WG gesucht, gefunden.“
Das Ergebnis dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft begeisterte sie: „Amir ist zu Agnes gezogen und sie haben beide, wirklich beide von dieser WG und Freundschaft, die sich entwickelt hat, profitiert. Das hat mir gut gefallen jedenfalls.“
Warum Sie dieses Podcast-Interview hören sollten?
Weil Anja Mikulla zeigt, dass berufliche Neuorientierung mit über 50 nicht nur möglich, sondern auch erfüllend ist. Weil sie beweist, dass Seniorenassistenz ein professioneller Beitrag zur Gesundheitsvorsorge ist, der weit über „nette Gesellschaft” hinausgeht. Und weil sie Mut macht, persönliche Erfahrungen in gesellschaftlich wertvollen Einsatz umzuwandeln.
Ihre Botschaft ist klar: „Es arbeitete in mir, dass da noch andere Talente und Interessen in mir schlummern als die reine Pressearbeit.“ Wer verstehen will, wie sich aus persönlicher Betroffenheit eine neue Berufung entwickeln kann, sollte dieses Gespräch nicht verpassen.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Anja Mikulla auf der Website der Seniorenassistenten

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Interview mit Anja Mikulla:
Von der PR-Managerin zur Seniorenassistentin
Claudia Mattheis
Herzlich willkommen in meinem LIVVING Podcast Studio, Anja Mikulla! Warum ich dich eingeladen habe? Weil du dich mit großer Leidenschaft dafür einsetzt, dass wir alle gut und selbstbestimmt älter werden können. Dein beruflicher Weg ist besonders spannend: Lange warst du in leitender Funktion in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig, bevor du dich für einen neuen Schwerpunkt entschieden hast. Seit 2022 arbeitest du als zertifizierte Seniorenassistentin. Du begleitest Menschen dabei, ihren Alltag aktiv, würdevoll und mit Freude zu gestalten. Außerdem bist du Referentin bei der Initiative Gesundheitsstadt Berlin und bringst dort deine Expertise ein.
Ein wichtiger Auslöser für deine berufliche Neuorientierung war deine private „Granny Gang“. Was es damit auf sich hat und warum diese Erfahrung so prägend war, darüber sprechen wir gleich. Heute schauen wir darauf, was Seniorenassistenz konkret bedeutet, wie die Ausbildung abläuft und wie die Begleitung älterer Menschen im Alltag gestaltet werden kann. Und wir werfen einen Blick darauf, welche gesellschaftliche Bedeutung deine Arbeit hat. Ich freue mich sehr auf das Gespräch mit dir, liebe Anja.
Anja Mikulla
Wunderbar, danke, liebe Claudia. Das hast du super schön zusammengefasst. Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf.
Claudia Mattheis
Dann starten wir doch gleich mal. Die allererste Frage, die sich mir aufgedrängt hat: Wie bist du von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Seniorenassistenz gekommen? Gab es einen konkreten Auslöser?
Anja Mikulla
Ja, den gab es tatsächlich. Es war ein langer Weg. Meine Mutter ist im Jahr 2018 schwer erkrankt – eine Krebsdiagnose. Bei der Behandlung ist einiges schiefgelaufen, und seitdem ist sie ein Pflegefall. Wir haben sie zum Glück nicht verloren, aber sie ist auf Unterstützung angewiesen seitdem. Das war die Initialzündung. Ich habe mich intensiv mit dem Bereich Pflege beschäftigt, Seminare für pflegende Angehörige besucht und Nachbarschaftshilfekurse gemacht. Mir war klar: Ich möchte jetzt für meine Familie da sein.
Ich habe dann ohne groß zu überlegen meinen Job zunächst pausiert. Doch seitdem arbeitete es in mir, dass noch andere Talente und Interessen in mir schlummern als nur die Pressearbeit.
Claudia Mattheis
Hat die „Granny Gang“ dabei eine Rolle gespielt, bei der Entscheidung, Seniorenassistentin zu werden? Und was war oder ist deine Granny Gang überhaupt?
Anja Mikulla
Sie existiert immer noch, meine Granny Gang. Als meine Mutter sich wieder etwas berappelt hatte, verloren zwei meiner engen Vertrauten, meine Tante und die Mutter meiner langjährigsten Freundin, fast zeitgleich ihre Ehemänner. Plötzlich waren die beiden Witwen und allein zu Hause. Ich dachte: Das kann doch nicht sein. Die kannten sich nicht, haben aber ähnlichen Humor und wohnen nicht weit voneinander entfernt. Da hatte ich die Idee, die einfach mal zusammenzubringen.
Zusammen mit meiner Mutter gingen wir dann gemeinsam essen – eine ganz profane Idee, denn Essen und Genuss sind übrigens eine große Leidenschaft von mir. Vor allem das Thema, Genuss auch bis ins hohe Alter erleben zu dürfen.
Nun ja, und aus diesen drei „Grannys“ wurden plötzlich sechs. Heute sind wir sieben oder acht. Wir treffen uns einmal im Monat zum gemeinsamen Essen. Im letzten Jahr ist das etwas eingeschlafen, weil viele Krankheiten und Krankenhausaufenthalte dazwischenkamen. Aber für September haben wir wieder einen Termin. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass es klappt.
Claudia Mattheis
Das ist wirklich eine tolle Idee, die jeder ganz easy umsetzen kann, so im erweiterten Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis. Und beim Thema Essen bin ich ganz bei dir. Das ist in allen Lebenslagen und Lebensphasen extrem wichtig. Aber jetzt zu deiner Ausbildung und Arbeit als Seniorenassistentin: Was machst du da eigentlich?
Anja Mikulla
Ich begleite überwiegend Menschen in ihrer Häuslichkeit. Vor allem hochaltrige ab 80 Jahren, die ihren Alltag nicht mehr gestemmt kriegen. Sie leben noch in ihren eigenen vier Wänden und können sich meist noch gut bewege. Sie möchten so lange wie möglich dort bleiben, auch in ihrem Sozialgefüge. Doch sie stoßen an Grenzen: Beim Hausputz, bei Einkäufen, beim Bürokram, bei Bankgeschäften oder bei der Digitalisierung. Die stellt sie vor große Herausforderungen. Bankgeschäfte erledigen, Krankenkassen, private Krankenkassen, Beihilfe, Anträge einreichen. Hier brauchen sie Unterstützung und da bin ich da.
Und ich bin auch da, wenn menschliche Nähe und ein offenes Ohr gebraucht werden. Einsamkeit ist ein großes Thema. Viele Seniorinnen und Senioren sind allein und brauchen jemanden, der sich Zeit für sie nimmt und ihnen zuhört.
Claudia Mattheis
Das unterscheidet dich also von klassischen Pflegediensten oder Haushaltsnahen Dienstleistungen, denn das machst du ja beides nicht, oder?
Anja Mikulla
Genau. Wir schließen die Lücke zwischen Haushalt und Pflege. Ich bin keine Pflegefachkraft. Und ich kann natürlich mal den Staubsauger schwingen, wenn es nötig ist. In der Regel geht es aber um all das, was dazwischen liegt: Alltagsbegleitung, Unterstützung bei Behördengängen, gemeinsame Aktivitäten. Wie sind keine Pflegefachkräfte und eben auch keine Haushaltshilfe. Wir sind qualifizierte Alltagsbegleiter.
Claudia Mattheis
Kannst du ein paar konkrete Beispiele aus deinem Alltag nennen? Was machst du da, wie oft und für wen?
Anja Mikulla
Also, die meisten haben bereits einen Pflegegrad. Ich besuche zum Beispiel eine Kundin alle zwei Wochen im Wechsel mit einer Kollegin, sodass sie wöchentlich Besuch hat. Sie lebt in einem Pflegeheim, sitzt im Rollstuhl und verlässt das Haus dann einmal pro Woche mit uns. Wir begleiten sie zum Einkaufen und zum Kaffee trinken, führen Gespräche.
Ein anderes Beispiel: Gestern war ich bei einem Erstgespräch mit einer Dame, die stark sehbeeinträchtigt ist. Sie braucht zur Unterstützung zwei Augen, die mit ihr die Steuererklärungen machen. Ich werde den Papierkram mit ihr erledigen und sie dabei begleiten.
Claudia Mattheis
Das sind ja sehr unterschiedliche Anforderungen. Wie wird das finanziert? Du bist selbstständig, heißt das, die Leute buchen dich direkt?
Anja Mikulla
Ja, entweder die Seniorinnen und Senioren selbst oder meist die Angehörigen. Das ist auch ein ganz großer Aspekt, dass die Angehörigen auch Unterstützung benötigen. Die entlasten wir natürlich auch. Die finden uns über Empfehlungen oder ein Vermittlungsportal. Ich habe meine Weiterbildung nach dem Plöner Modell gemacht. Das ist ein Seminaranbieter aus Schleswig-Holstein, der sowohl die fachliche Ausbildung als auch Marketing und Vermittlung anbietet. Ich bin dort kostenlos registriert und werde darüber gefunden.
Und dann stelle ich Rechnungen. Also, es ist eine private Dienstleistung.
Claudia Mattheis
Genau, zum Thema Ausbildung wäre ich jetzt auch noch gekommen. Wie läuft die Ausbildung zur Seniorenassistentin ab? Welche Inhalte werden vermittelt? Das ist ja eine kostenpflichtige Ausbildung. Die hast du selbst finanziert?
Anja Mikulla
Ja, ich habe die selbst finanziert. Die Ausbildung ist in Präsenz, das war mir sehr wichtig. Ich habe mich durchs Internet gearbeitet und diese Ausbildung sprach mich besonders an. Es war diese Mischung aus fachlichen Inhalten und der Vorbereitung und das Training auf die Selbstständigkeit. Nun war ich früher schon mal selbstständig, aber es hat trotzdem noch mal diesen Refresher gebraucht.
Und die Themen, die Inhalte umfassen psychologische Module, Kommunikation, Konfliktmanagement, Umgang mit Tod und Trauer, altersassoziierte Krankheiten. Demenz ist zum Beispiel ein großer Schwerpunkt. Wir machen auch eine Schulung zum Demenzpartner, Sturzprophylaxe, Gedächtnistraining und Biografiearbeit. Alles Themen, die uns in unserem Alltag als Seniorenassistenz dann wirklich begegnen und ihn bereichern. Auch persönlich übrigens, auch neben der Arbeit.
Ich war wirklich jahrelang PR-Frau, Kommunikation ist meine Leidenschaft. Aber die Kommunikation mit alten Menschen verlangt nochmal ganz andere Talente. Ganz, ganz, ganz viel Geduld zum Beispiel. Zuhören. Gerade wenn es schon kognitive Einschränkungen gibt, also demenzielle Veränderungen, geht es darum, nicht mehr Wie, Was, Wann, Warum zu fragen, sondern ganz anders auf den Menschen einzugehen.
Und die zweite große Säule war die Vorbereitung auf die Selbstständigkeit. Wie schreibe ich einen Businessplan? Wie mache ich Kundenakquise? Wie mache ich Marketing? Also ganz handfeste Inhalte, die uns dann wirklich auf die Selbstständigkeit vorbereitet haben.
Claudia Mattheis
Wie viele Seniorinnen besuchst du denn?
Anja Mikulla
Ich arbeite nebenberuflich. An vier Tagen pro Woche habe ich ein bis zwei Besuche.
Claudia Mattheis
Wenn jemand sagt: „Das klingt spannend, ich möchte Frau Mikulla kennenlernen und schauen ob das passt für mich oder meine Mutter“ – wie läuft das ab?
Anja Mikulla
Es gibt ein Vorgespräch per E-Mail oder Telefon, dann ein Erstgespräch vor Ort. Ich hatte, gerade gestern frische Erfahrungen: zwei Erstgespräche, weil mir zwei Kunden weggefallen sind. Das gehört natürlich auch mit dazu, die sind leider verstorben. Und jetzt befinde ich mich in der Akquise.
Ich gehe dann zu den Menschen nach Hause und dann lernt man sich kennen und beschnuppert sich. Gemeinsam überlegen wir, ob es funktionieren kann. Ob wir glauben, dass wir gut zusammenpassen. Und danach folgt die Vertragsgestaltung.
Claudia Mattheis
Kannst du in etwa sagen, was es kostet?
Anja Mikulla
In Berlin und Brandenburg liegen die Stundensätze zwischen 35 und 60 Euro. Ich berechne netto 42 Euro. Ich bin jetzt aber umsatzsteuerpflichtig, sodass für den Kunden also 50 Euro pro Stunde berechnet werden.
Claudia Mattheis
Das ist privat finanziert, also der künde zahlt das direkt. Oder übernimmt einen Teil die Pflegekasse?
Anja Mikulla
Ja, das ist privat, aber es gibt Optionen: Ab Pflegegrad 2 steht den Pflegebedürftigen ein sogenanntes Entlastungsbudget von etwa 3.500 Euro pro Jahr zur Verfügung. Das wurde jetzt gerade zusammengelegt, also zwei verschiedene Budgettöpfe wurden zusammengelegt. Und davon kann man dann stundenweise Seniorenassistzenz zum Beispiel abrechnen über die Pflegekasse.
Auch ab Pflegegrad 1 gibt es einen schon Entlastungsbetrag von 131 Euro im Monat. Der wird überwiegend für Haushaltshilfen, haushaltsnahe Dienstleistungen genutzt. Und leider können wir in Berlin als Einzelunternehmerinnen nicht über die Pflegekasse abrechnen, wir haben die landesrechtliche Anerkennung nicht. In anderen Bundesländern geht das zum Glück. Ich hoffe, dass Berlin irgendwann nachzieht.
Claudia Mattheis
Wirst du eher von Angehörigen oder von den Seniorinnen selbst kontaktiert?
Anja Mikulla
Mich persönlich rufen meist die Angehörigen an. Ich habe aber auch Kollegen,die haben ihr Business anders aufgestellt. Die haben überwiegend Kunden, die noch mobiler sind. Die leben vielleicht schon in einem betreuten Wohnen, haben aber noch eigene Wohnungen. Und da passiert ganz viel Empfehlungsmarketing. Also da ist dann in Marienfelde eine Einrichtung, und die erzählen dann einander, davon. Der Kollege war da, das möchte ich auch haben. Aber ich selbst werde überwiegend von Angehörigen gebucht. Und ich betreue ja nicht nur die Senioren, sondern auch die Angehörigen. Das gehört wirklich mit dazu. Wir sind eine große Entlastung für die Angehörigen.
Ich habe zum Beispiel eine Kundin, deren Töchter in den USA und Frankreich leben. Sie waren zwar monatlich hier und haben ihre Mutter gesehen, aber sie waren sehr beruhigt, als sie wussten, dass ich zweimal die Woche zu ihrer Mutter gehe. Die lebte zwar schon im Pflegeheim, aber sie brauchte ganz viel Zuneigung und Nähe. Und ich konnte dann auch auf Dinge hinweisen, in Abstimmung mit den Pflegekräften, an welchen Stellen man eventuell noch mal nachjustieren könnte. Ich war sozusagen der verlängerte Arm. Bis heute bin ich in engem Kontakt mit den beiden. Das ist ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis, was da entsteht.
Claudia Mattheis
Wohnen die meisten bereits in Einrichtungen oder sind die, die du besuchst eher noch zuhause? Leistest du dann einen Beitrag dazu, dass die Menschen länger selbstbestimmt zuhause wohnen bleiben können?
Anja Mikulla
Ja, die meisten sind zuhause. Das ist eine qualifizierte Alltagsunterstützung, mit präventivem Charakter. Wenn ich in die Häuslichkeit komme, sehe ich wo es hakt. Also Stolperfallen zum Beispiel, oder wenn erste kognitive Einschränkungen auftreten oder Mobilitätseinschränkungen, emotionale Belastungen. Wir sehen ganz viel und stehen im Austausch mit den Angehörigen. Dadurch können wir schnell handeln und Folgekosten vermeiden. Ich hoffe, dass auch die Politik das einsieht, dass qualifizierte Alltagsunterstützung eine essenzielle Säule neben Pflege und Hauswirtschaft darstellt.
Claudia Mattheis
Was bedeutet es für die mentale Gesundheit der Leute, wenn du da regelmäßig kommst?
Die Menschen sind oft den ganzen Tag allein zu Hause. Wenn dann jemand kommt für zwei Stunden, mit dem sie reden oder rausgehen können, verändert das viel. Diese soziale Teilhabe lässt sie aufblühen. Eine Kundin im Pflegeheim freut sich zum Beispiel, wenn wir ins Café gehen, das gegenüber einer Schule ist. Wenn sie die jungen Menschen sieht und die Mode beurteilt und ins Erzählen kommt. Dann macht die Einsamkeit mal eine Pause. Und das macht etwas mit den Menschen.
Claudia Mattheis
Hast du das Gefühl, dass die Einsamkeit seit Corona bei älteren Erwachsenen zugenommen hat?
Anja Mikulla
Ich habe keine Studien, aber mein Gefühl sagt: Ja. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass es einfach immer mehr ältere Menschen gibt.
Claudia Mattheis
Warum gehen die Leute nicht zu Seniorentreffs?
Anja Mikulla
Manche trauen sich nicht. Also, das sind wichtige Einrichtungen, die müssen erhalten bleiben. Aber die Menschen zu denen ich komme, genießen oft die Zweisamkeit und die Kontinuität, dass immer dieselbe Person kommt. Für sie ist das wie eine Freundschaft. Eine Senioren sagt immer, wenn wir Kaffee trinken im Café „Meine Freundin hätte gerne einen Cappuccino.“ Also die sehen uns wirklich als Freundin. Und das finde ich ganz schön.
Claudia Mattheis
Da könnte man auf die Idee kommen zu sagen „boah, was für ein Job, ich kriege hier Geld dafür, dass ich einfach nur im Café sitze und ein Pläuschchen halte.“ Aber es ist ja schon ein bisschen mehr.
Anja Mikulla
Ja, ich muss ein bisschen lächeln, denn das höre ich nicht zum ersten Mal. Aber das, was wie eine nette Plauderei aussieht, ist ein ganz wichtiger Bestandteil in einer ganzheitlichen Seniorenbegleitung. in diesem geschützten Rahmen finden ganz intensive Gespräche statt. Wir erkennen dann Veränderungen, wir können durch Biografiearbeit oder Gedächtnistraining, was wir während des Kaffeetrinkens machen, die Menschen aktivieren und mobilisieren. Wir machen Rollator-Training auf dem Weg ins Café und so weiter. Also es ist ganz viel mehr als eine nette Gefälligkeit.
Claudia Mattheis
Dokumentierst du deine Besuche?
Anja Mikulla
Ja, alles wird transparent dokumentiert. Ich schreibe Leistungsnachweise und informiere Angehörige direkt nach dem Besuch, wenn mir etwas auffällt. Zum Beispiel ein blauer Fleck oder geschwollene Füße. Es ist eine sehr offene Kommunikation, auch mit den Angehörigen oder dem Pflegepersonal, je nach Situation.
Claudia Mattheis
Wie grenzt du dich emotional ab? Habt ihr eine Supervision?
Anja Mikulla
Wir haben ein tolles Netzwerk, tauschen uns regelmäßig aus und können Supervision nutzen. Es ist ein Lernprozess. Ich bin dankbar für diese Erfahrung, auch wenn es nah geht. Ich habe ganz viel für mich gelernt, was das Thema Abgrenzung angeht, aber auch Umgang mit Verlust und Tod, mit Krankheiten. Ich merke, dass ich da mitwachse.
Claudia Mattheis
Du warst bei der Beerdigung eines Kunden. Machst du auch Sterbebegleitung?
Anja Mikulla
Nein, aber das sind Themen, die wir in der Ausbildung natürlich anreißen. Manche Kolleginnen machen dann nochmal eine Weiterbildung dazu. Für mich war das bis jetzt nicht so das Thema. Aber ich habe schon am Sterbebett einer Kundin gesessen. Diese Erfahrungen haben meine Einstellung zum Leben verändert.
Claudia Mattheis
Jetzt eine etwas böse Frage. Du kommst den Leuten sehr nah und die vertrauen dir. Angenommen da ist jetzt jemand mit etwas unlauteren Absichten als Seniorenassistentin. Wie kann man sich denn da schützen? Also habt ihr einen Ehrenkodex? Es könnte doch passieren, dass ihr plötzlich im Testament mitberücksichtigt werdet? Ist das auch Thema in der Ausbildung? Wie geht ihr damit um?
Anja Mikulla
Das ist auf jeden Fall ein Thema. Erbrecht ist auch ein Modul, was unterrichtet wird. Es gibt da Grenzen. Wir sind keine Familienangehörigen, Vertrauten. Wir kümmern uns nicht um Finanzen und testamentarische Fragen. Wir sind Begleitungen auf Zeit mit einem ganz klaren Aufgabenspektrum und Auftrag. Ich schätze das Vertrauen sehr, aber ich setze auch Grenzen. Eine Kundin hat mich kürzlich gefragt, ob ich ihre Vorsorgebevollmächtigte werden könnte, weil sie mir so vertraut. Das habe ich abgelehnt, das geht für mich dann einen Schritt zu weit. Das kann ich für meine Eltern sein oder für eine ganz enge Freundin.
Claudia Mattheis
Was würdest du Angehörigen oder Seniorinnen empfehlen, die eine Seniorenassistenz möchten. Worauf müssen sie achten, gibt es Qualitätsmerkmale? Wie können sie eine gute Seniorenassistentin finden?
Anja Mikulla
Ich würde auf eine Qualifizierung achten. Es gibt verschiedene Anbieter. Ich habe es nach dem Plöner Modell gemacht und da gibt es eben auch dieses Vermittlungsportal über den Bundesverband.
Bei einem Erstgespräch ist dann wichtig, dass die Chemie stimmt. Viele von uns kommen aus unterschiedlichen Berufen – das kann man nutzen, um passende Begleiter zu finden. Man kann auch gezielt schauen, was die einzelnen Personen für Schwerpunkte haben. Wenn jemand Sitzgymnastik anbietet und die Person gerne sportlich aktiv sein möchte.
Claudia Mattheis
Schöner Hinweis. Würdest du dir wünschen, dass mehr Leute diese Qualifikation machen? Oder ist der Markt gesättigt?
Anja Mikulla
Unbedingt würde ich mir das wünschen! Der Bedarf wächst, und die Arbeit ist eine Bereicherung, für beide Seiten. Also ich habe es nie bereut.
Claudia Mattheis
Wie alt warst du, als du die Zweitkarriere gestartet hast?
Anja Mikulla
Ich habe die Qualifizierung 2022 gemacht und bin 2023 gestartet. Damals war ich 54.
Claudia Mattheis
Also für Menschen 50 plus eine gute berufliche Perspektive. Zum Schluss: Wie möchtest du selbst in Zukunft leben?
Anja Mikulla
Auf diese Frage habe ich mich gefreut. Ich habe leider keine konkrete Antwort. Aber was mir wichtig ist: Ich möchte soziale Teilhabe erleben, gesehen werden, Gesellschaft haben. Von Mensch und Tier vielleicht, denn ich liebe Hunde. Und ich möchte auch noch etwas geben dürfen, je nachdem, was meine Gesundheit mit mir so vorhat. Kürzlich habe ich eine Reportage über eine WG gesehen. Agnes und Amir: eine 101-Jährige und ein junger Geflüchteter, die voneinander und der Freundschaft, die aus dieser WG entstanden ist, profitieren. Das hat mir gut gefallen.
Claudia Mattheis
Oh ja, das ist schön. Gemeinschaftliches Wohnen im Alter ist ein großes Thema. Liebe Anja, herzlichen Dank für dieses wunderbare Gespräch. Ich hoffe, wir konnten viele motivieren, dich oder deine Kolleginnen zu kontaktieren – oder selbst Seniorenassistentin zu werden.
Claudia Mattheis

Claudia Mattheis (Jahrgang 1966) bringt mit 30 Jahren Führungserfahrung als Geschäftsführerin einer Werbeagentur und Chefredakteurin von Print- und Online-Medien strategische Expertise und ein starkes Netzwerk mit. Diese Kombination bildet das Fundament für ihre Mission: LIVVING.de zur führenden deutschsprachigen Plattform für Wohnen & Leben 50plus zu entwickeln. Ihre Leidenschaft für zielgruppengerechte Kommunikation verbindet sie mit einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Generation 50plus. Als versierte Netzwerkerin schafft sie Verbindungen zwischen Partnern, die gemeinsam die Lebenswelt einer wachsenden demografischen Gruppe neu denken wollen. Mit ihrem Mann Siegbert Mattheis lebt sie in Berlin-Prenzlauer Berg.
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