Person in Pflegebett

Mir passiert das nicht!? Vier Pflege-Irrtümer 5/5 (2)

Pflegebedürftigkeit im Alter – damit möchten sich viele Menschen nicht befassen. Der Gedanke, vieles nicht mehr selbst zu können und gesundheitlich abzubauen, macht Angst. Doch die Wahrheit ist: Pflege kann und wird vermutlich jede:n treffen. Deshalb hilft die Verbraucherzentrale NRW bei einer realistischen Einschätzung. „Wichtig ist, sich zu informieren und rechtzeitig Hilfe zu holen“, sagt Barbara Schmitz, Leiterin des Pflegewegweisers NRW. 4,1 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Vier von fünf pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt, meist von Angehörigen. Der Pflegewegweiser klärt über vier Irrtümer zur Pflege auf.

Irrtum 1: Pflegefall? Mir passiert das nicht!

Das ist sehr unwahrscheinlich. Denn die Lebenserwartung steigt. Die Menschen in Deutschland werden immer älter – und damit wächst die Wahrscheinlichkeit, ein Pflegefall zu werden. Seit Jahren erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl von 2,02 Millionen im Dezember 1999 auf 4,12 Millionen im Dezember 2020. Und wissenschaftliche Prognosen gehen von einem weiteren deutlichen Anstieg allein bis 2030 aus. Dann könnten etwa laut dem Barmer Pflegereport insgesamt rund sechs Millionen Menschen pflegebedürftig sein.

Person in Pflegebett
Plötzlich pflegebedürftig – das geht oft schneller als man denkt. Daher lohnt es sich, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. © VZ NRW / adpic

Irrtum 2: Mit dem Thema Pflege beschäftige ich mich, wenn ich 80 bin

Pflege kann immer jede:n treffen, unabhängig vom Alter. Es ist zwar richtig, dass der größte Teil der Pflegebedürftigen in die Altersspanne zwischen 80 und 85 Jahre fällt. Und natürlich steigt das Risiko mit dem Alter an. Aber Pflegebedarf kann viele Ursachen haben – einen Schlaganfall, ein Organversagen, aber auch einen Sturz oder eine chronische Erkrankung. Deshalb ist es so wichtig, über Beratungs- und Hilfsstrukturen Bescheid zu wissen. Jeder sechste Pflegebedürftige ist heute jünger als 65 Jahre.

Irrtum 3: Pflegebedürftig ist man erst, wenn man nichts mehr kann

Falsch! Nach dem Gesetz gelten Menschen schon als pflegebedürftig, wenn sie bei alltäglichen Dingen Unterstützung brauchen, also etwa beim Arztbesuch, der Körperpflege, beim An- und Ausziehen, beim Einkaufen oder beim Einnehmen von Medikamenten. Deshalb haben auch Menschen mit geringen Beeinträchtigungen ein Anrecht auf Leistungen der Pflegeversicherung. So kann zum Beispiel mit dem Entlastungsbetrag eine Haushaltshilfe oder einfach eine Alltagsbegleitung für ein paar Stunden im Monat finanziert werden. Man kann auch seine Wohnung barrierefrei umbauen und dafür Geld der Pflegekasse in Anspruch nehmen.

Irrtum 4: Das bisschen Pflege schafft man schon alleine

Die Eltern oder die eigenen schwer behinderten Kinder zu pflegen, neben Arbeit und eigener Familie, ist anstrengend und kann auch seelisch sehr belastend sein. Oft geraten Angehörige an die Grenzen ihrer Kräfte. Und die Pflegedauer kann mehrere Jahre betragen. Ganz alleine pflegen – das schafft keiner. Deshalb sollte man sich dringend Unterstützung holen. In Nordrhein-Westfalen bieten mehr als 500 Beratungsstellen von Pflegekassen, Pflegestützpunkten, Wohlfahrtsverbänden oder Kommunen Hilfe bei Fragen zur häuslichen Pflege an. Der Pflegewegweiser NRW hilft bei Fragen nach der passenden Anlaufstelle vor Ort. Möglich sind auch Kombinationen aus verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten.

Mehr zu Beratungsstellen, häuslicher Pflege und Pflegediensten unter www.pflegewegweiser-nrw.de

 

 

Text & Bilder Quelle: Verbraucherzentrale NRW

War dieser Beitrag hilfreich? Hat er Ihnen gefallen?

Das könnte Sie auch interessieren:

Vom Bürogebäude zur Senioren-WG: Ein Wohnmodell für die Zukunft?

Wie aus einer leer stehenden Büroimmobilie in Berlin ein liebevolles Zuhause für ältere Menschen und ein attraktiver Arbeitsplatz für Pflegekräfte wurde.

Buchtipp: Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!

Humor, Herz und ein Rollstuhl in Niederbayern – Martin Frank erzählt mit viel Witz und Wärme von der wohl unerwartetsten Rolle seines Lebens: Enkel, Pfleger […]

Steigende Kosten im Pflegeheim? Was wirklich erlaubt ist – und was nicht
!

Pflegeheime werden immer teurer – doch nicht jede Preiserhöhung ist rechtens. Erfahren Sie, wie Sie sich vor unzulässigen Forderungen schützen können.

LIVVING Podcast mit Dr. Bettina Horster: Wie digitale Helfer das Leben im Alter erleichtern!

Vom digitalen Notruf bis zur sozialen Teilhabe: So können intelligente Systeme Senior:innen unterstützen und Angehörige entlasten.

M-Guard Notrufarmband mit Sturzsensor: Sofortige Hilfe, ob zuhause oder unterwegs

Stellen Sie sich vor, Sie genießen einen Spaziergang in einem abgelegenen Waldgebiet, als Sie plötzlich stürzen und sich nicht bewegen können. Oder vielleicht erleben Sie […]

Nachbarschaftshilfe für Pflegebedürftige nun leichter

Weniger Hürden für ehrenamtliche Unterstützung seit Januar 2024: Seit Jahresbeginn ist es für pflegebedürftige Menschen in NRW einfacher, Nachbarschaftshilfe über die Pflegekasse abzurechnen. Denn die […]

Ist man als Kind für seine Eltern verantwortlich?

Haben wir unseren Eltern gegenüber eine Verantwortung? Müssen wir Schuldgefühle haben, wenn wir uns nicht ständig bei ihnen melden?

LIVVING Podcast mit Stefanie Lippelt-Mayenfels: Freyenstein statt Altenheim – neues Leben in der Prignitz

Wie mit Eigeninitiative und neuen Ideen die Prignitz attraktiver Lebensraum für alte & junge Menschen aus Berlin und Brandenburg wird.

Buchtipp: Handbuch Pflege: Hilfe organisieren Anträge, Checklisten, Verträge

Hilfe sollte individuell angepasst werden - so geht's Fast fünf Millionen Menschen sind hierzulande aktuell pflegebedürftig: Vier von fünf werden zu Hause versorgt – meist [...]

Pflegefall – was nun? Frühzeitig Beratungsanspruch nutzen

Pflegeberatung sollte die erste Anlaufstelle sein, rät die Verbraucherzentrale NRW Es ist ein typischer Fall: Die alt gewordene Mutter wird nach einem Sturz pflegebedürftig aus [...]

Welche Alternativen gibt es zum Pflegeheim?

Menschen mit einem erhöhten Pflegebedarf wird häufig zu einem Umzug in ein Pflegeheim geraten. Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, die dies jedoch nicht möchten, gibt [...]

Pflege-WG auf dem Bauernhof: Pflegebauernhof bietet Wohnen im Grünen mit Familienanschluss

Pflegebauernhöfe bieten besondere Form des betreuten Wohnens. So funktioniert das Leben auf dem Land.

Buchtipp: Wer gebraucht wird, lebt länger

Was in der Pflege schiefläuft und der Beweis, dass es auch anders geht Im Seniorenheim bekommen alte Menschen üblicherweise sämtliche Aufgaben abgenommen. Weil sie sich [...]

Ausbildung zum Senioren-Assistenten

Senioren-Assistenten sind selbständige Dienstleister, die vor Ort Seniorinnen und Senioren dabei helfen, möglichst lange in der häuslichen Umgebung zu bleiben, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und die [...]

Nicht mehr alleine leben – Finanzierung einer Pflege-WG

Besonders in Zeiten von Corona haben viele von uns den Wert von Gesellschaft neu schätzen gelernt. Für Pflegebedürftige, die weder alleine zuhause noch in einem [...]