Porträt eines Mannes mit Bart und grauem Haar, der vor einem dunklen Hintergrund einen schwarzen Pullover über einem Hemd mit Kragen trägt.

Interview mit Jan Garde: Neues Wohnen im Alter als globales Premium-Club-Modell 5/5 (3)



Hier werden Boomer zu Botschaftern: THE EMBASSIES OF GOOD LIVING. In Hamburg gibt es jetzt eine Alternative zum klassischen Senior-Living.

 

Jan Garde redet mit uns über sein neues Wohnprojekt für die Generation 50+. Nach über 20 Jahren im Marketing hat er mit einigen namhaften Partnern ein Modell für das Zusammenleben entwickelt, das nicht nur den Lebensstandard erhöhen, sondern auch soziale Isolation im Alter bekämpfen soll: THE EMBASSIES OF GOOD LIVING.

Mit einer einzigartigen Mischung aus Design, globaler Flexibilität und einer starken Gemeinschaft will er das klassische Senior-Living neu denken. Der erste Standort von THE EMBASSIES in Hamburg umfasst 45 Wohnungen, ein Café, Veranstaltungsflächen, einen Clubbereich mit Co-Working Space, Besprechungsräume, ein Yoga-Studio und eine Sauna.

 

Besonders spannend: Die Bewohner sollen zwischen internationalen Standorten wechseln können, etwa die Sommermonate in Hamburg und den Winter in Lissabon verbringen. Jan spricht darüber, wie ihn persönliche Erfahrungen mit seinen Großeltern dazu inspirierten, ein Konzept zu entwickeln, das Lebensfreude, Individualität und Gemeinschaft vereint.

Schwarzweiß-Illustration eines mehrstöckigen Gebäudes mit großen Fenstern, in denen Menschen bei verschiedenen Aktivitäten im Inneren zu sehen sind. Auf dem Gebäude sind Schilder mit den Aufschriften „The Embassies“ und „Ambassadors Club“ zu sehen.
Das Konzept von THE EMBASSIES in Hamburg (Bild: Gizem Erdem x THE EMBASSIES)


Die wichtigsten 3 Fakten aus dem Interview:

1. Interkultureller Austausch:
Bewohner sollen Zugang zu einem internationalen Netzwerk von Wohnstandorten bekommen, wodurch ein flexibles Leben in verschiedenen Städten ermöglicht wird.
2. Soziale Integration:
Jan und sein Team legen großen Wert auf barrierefreie soziale Integration, um Orte des Zusammenkommens zu schaffen und die Isolation im Alter zu überwinden (z.B. im hauseigenen öffentlichem Café). Das Konzept setzt auf zentrale urbane Lagen, die den Bewohnern den Zugang zur städtischen Infrastruktur erleichtern.
3. Club-Konzept mit Bewohnern als Botschafter:
Jede Location hat einen Clubbereich, der nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die lokale Community zugänglich ist, um sozialen und kulturellen Austausch zu fördern.

An einer Straßenecke in Hamburg steht ein großes, elegantes Gebäude mit mehreren Flaggen darauf. Im Vordergrund sind Fußgänger und ein gelbes Auto zu sehen. Der Himmel ist bedeckt.
THE EMBASSIES: Wohnen und Leben im historischen Hindenburghaus in zentraler Lage mitten in Hamburg (Bild: beyond visual arts x THE EMBASSIES)

Wie alles begann:
Inspiration und Anfänge

Jan erzählt, dass die Idee für THE EMBASSIES aus persönlichen Erfahrungen und beruflichen Beobachtungen heraus entstand. Seine Großeltern mussten in ein traditionelles Altenheim ziehen, ein Erlebnis, das bei ihm als Kind einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Dieser initiale Impuls motivierte ihn, ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur funktionale Aspekte berücksichtigt, sondern auch human-zentrierte und soziale Bedürfnisse. Durch seine Hintergrund im Design und Marketing wollte er etwas schaffen, das sich von den existierenden Altersheimen deutlich unterscheidet.
Jan Garde und sein Team analysierten den Markt und erkannten eine große Lücke. Traditionelle Altersheime und Seniorenresidenzen entsprachen nicht den Bedürfnissen und Erwartungen der heutigen Generation von Menschen jenseits der 50. Diese Erkenntnisse führten zur Gründung von THE EMBASSIES OF GOOD LIVING.

Zielgruppe mit Anspruch:
Wer kann und will sich THE EMBASSIES leisten?

Eine der spannendsten Fragen im Podcast drehte sich um die Zielgruppe.
Jan betont, dass es sich hierbei um Menschen handelt, die großen Wert auf Lebensqualität und kulturellen Austausch legen. Die Mitglieder, die Botschafter (“Ambassadors”), sind oft auch „im Ruhestand“ noch in Projekten engagiert. Die Altersspanne reicht aktuell von Ende 40 bis über 80.

Die Zielgruppe ist also nicht strikt nach Alter definiert, sondern nach Lebensstil und Interessen. Jan erklärt, dass die Bewohner gleichermaßen am Rückzug als auch an Gemeinschaft interessiert sind. Das Konzept richtet sich an Menschen, die ihren Lebensstandard auch im Alter beibehalten möchten und nach vielfältigen Optionen suchen, um ihr Leben zu bereichern.

Zwei Frauen sitzen lächelnd und unterhalten sich an einem Tisch in einem Straßencafé. Die eine hat langes graues Haar und trägt Schwarz, die andere hat langes dunkles Haar und trägt Blau. Auf dem Tisch stehen Tassen und Gläser.
Das Mentorship-Programm von THE EMBASSIES bringt die Generationen ins Gespräch (Foto Robert Winter x THE EMBASSIES)

Flexibilität und Mobilität:
Das Wohnzimmer in einer anderen Stadt

Ein besonders innovatives Feature von THE EMBASSIES ist die Möglichkeit, flexibel zwischen verschiedenen Standorten zu wechseln. Jan beschreibt das Konzept als ein weltweites Netzwerk, bei dem die Mitglieder die Möglichkeit haben, die Wintermonate in wärmeren Städten wie Lissabon oder Athen zu verbringen und den Sommer in Hamburg, München oder Zürich.

Diese Globalität und Flexibilität sind zentrale Bestandteile des Projekts. Dadurch wird nicht nur ein abwechslungsreicher Lebensstil ermöglicht, sondern auch eine kontinuierliche soziale Integration gefördert. Die Mitglieder können sich weltweit vernetzen und in verschiedenen Kulturen zuhause fühlen.

 

Architektur und Design:
Ästhetik trifft Barrierefreiheit

Ein weiteres zentrales Thema im Podcast war die Bedeutung von Design und Architektur.
Jan Garde betont, wie wichtig es ist, dass die Immobilien nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sind. Er erklärt, dass er keine alten Altenheime renovieren will, weil diese oft stigmatisiert sind. Stattdessen wählt er hochwertige, gut angebundene Standorte, die durch durchdachte Designs überzeugen.

Barrierefreiheit, vor allem in einem sozialen Kontext, ist ebenfalls ein Kernelement.
Die Gebäude sind darauf ausgelegt, soziale Isolation zu verhindern und gleichzeitig den Bewohnern die notwendige Privatsphäre zu bieten.

Eine moderne Küche und ein Essbereich mit Holzböden, roten Hängelampen, einem langen Tisch, schwarzen Stühlen, einer Kücheninsel und Bücherregalen. Große Fenster und Pflanzen sorgen für natürliches Licht und Grün.
Leben wie im Loft: Modernes Wohnkonzept in THE EMBASSIES Hamburg (Foto: Monoplan x THE EMBASSIES)

Ausblick: Die Zukunft des Wohnens im Alter

Die Zukunftspläne für THE EMBASSIES sind ambitioniert. Aktuell liegt der Fokus auf Europa, mit Standorten in Städten wie Lissabon, Athen, Zürich und München. Mittelfristig sind auch Standorte in England, Nordamerika und Asien geplant. Jan und sein Team arbeiten kontinuierlich daran, ihr Netzwerk zu erweitern und das Konzept weiter zu verfeinern.

Warum Sie dieses Podcast-Interview hören sollten?

Das Interview gibt spannende Einblicke in ein zukunftsweisendes Wohnkonzept, das die wachsenden Bedürfnisse einer aktiven, weltoffenen Generation 50+ neu interpretiert.


Noch mehr Infos gibt es hier:

Webseite THE EMBASSIES HAMBURG

LinkedIn Profil Jan Garde

Porträt eines Mannes mit Bart und grauem Haar, der vor einem dunklen Hintergrund einen schwarzen Pullover über einem Hemd mit Kragen trägt.
Jan Garde, Gründer von THE EMBASSIES OF GOOD LIVING

Jetzt LIVVING Podcast anhören!

Zum Beispiel mit einem kostenlosen Account bei Spotify:

Kein Account? Kein Problem!

• Sie können alle Podcast-Folgen auch direkt hier auf unserer Webseite anhören

Klicken Sie dazu einfach rechts im Kasten auf “Inhalt entsperren” und dann auf den Abspielpfeil

• Sie finden uns auch auf allen anderen bekannten Podcast-Plattformen.

• Und natürlich gibt es den LIVVING Podcast auf YouTube

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Spotify. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen '
'

Lieber lesen, als Podcast hören? Interview zum Nachlesen!

Interview mit Jan Garde:
Neues Wohnen im Alter als globales Premium-Club-Modell

Claudia Mattheis:
Hallo, herzlich willkommen in meinem LIVVING Podcast Studio, lieber Jan Garde.

Jan Garde:
Hallo.

Claudia Mattheis:
Hallo. Warum ich dich eingeladen habe? Weil du eine neue Idee für gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter entwickelt hast. Nach über 20 Jahren Erfahrung in Marketing und Design hast du mit einigen namhaften Mitstreitern „The Embassies of Good Living“ in Zürich gegründet. Ihr plant ein weltweites Co-Living Deluxe, unter anderem in Lissabon, Zürich, Athen und München. Der erste Standort von The Embassies ist in der Hamburger Innenstadt. Zwischen Rathaus und Elbphilharmonie entstehen die ersten 45 Wohnungen, die ab Januar 2025 bezugsfertig sein sollen. Zusätzlich sind dort ein Café, Veranstaltungsflächen, ein Clubbereich mit Coworking Space, Besprechungsräume, Yoga-Studio, Sauna und vieles mehr geplant.

Claudia Mattheis:
Das klingt extrem spannend. Da habe ich gleich ein paar Fragen dazu. Starten wir direkt mit der ersten: Wie kamst du auf die Idee für The Embassy und welche persönlichen Erfahrungen haben dich dabei inspiriert?

Jan Garde:
Die erste Erfahrung oder der initiale Impuls entstand, als ich meine Großeltern ins Altenheim habe gehen sehen. Schon damals als Kind dachte ich, das ist keine besonders schöne Erfahrung und auch kein Bild, das ich mir für mich selbst oder meine Liebsten wünschen würde. Mein ganzes Leben habe ich an der Schnittstelle gearbeitet: Wie benutzen Menschen Produkte und Dienstleistungen? Wie kann man sie kundenorientierter gestalten? Man wird selbst älter, die eigenen Eltern werden älter – das Thema begleitet einen. Mich hat das Erlebnis mit meinen Großeltern also seit meiner Kindheit beschäftigt. Ich habe mich dann auch in der Freizeit immer wieder damit befasst und versucht, mehr zu verstehen. Als wir uns vor ein paar Jahren nochmal intensiv angeschaut haben, wie das Wohnen im Alter eigentlich strukturiert ist, haben wir festgestellt, dass es dort ein totales Loch im Markt gibt. Da haben wir angesetzt und gesagt: Wir können jetzt lange warten, dass jemand etwas Schönes entwickelt – oder wir machen es einfach selbst. Und genau mit diesem Impuls haben wir losgelegt.

Claudia Mattheis:
Ihr habt also kein klassisches Seniorenheim geplant, sondern setzt auf ein komplett neues Lebensmodell. Wie unterscheidet ihr euch von den herkömmlichen Angeboten im Bereich Senior Living? Es gibt ja viele unterschiedliche Begrifflichkeiten und Wohnformen.

Jan Garde:
Genau. Am Anfang haben wir erstmal versucht, das Problem zu verstehen und uns angeschaut, was es so auf dem Markt gibt. Was sind gute Beispiele, was kann man sich vielleicht abschauen? Was wären Produkte oder Dienstleistungen, die wir uns selbst wünschen würden? Wir haben festgestellt, dass der heutige Kunde ein ganz anderer ist. Jemand, der heute 65 oder 70 ist, hat wenig mit meinen Großeltern gemeinsam. Diese Menschen haben komplett andere Bedürfnisse und Erwartungen an das Leben. Trotzdem beantworten wir die Fragen heute immer noch wie vor 20 oder 30 Jahren – das fanden wir nicht stimmig. Deshalb haben wir uns wirklich alles angeschaut: vom Independent Living über betreutes Wohnen bis zu klassischen Seniorenresidenzen. Wir haben weit über 100 Altenheime besucht und vor allem mit Menschen gesprochen, die Angst vor dem Alter oder dem Altenheim haben und sich das für sich selbst nicht vorstellen können. Entlang der Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Menschen jenseits der 50 haben wir dann ein Produkt entwickelt, das für uns stimmig ist und das wir uns auch selbst vorstellen können.

Claudia Mattheis:
Du sagtest, viele Menschen haben Angst vor dem Alter – das kann man wirklich sagen. Die meisten schieben das Thema weit von sich, weil es nicht gerade sexy ist, sich damit auseinanderzusetzen. Aber wer ist eure Zielgruppe konkret? Du meintest, jenseits der 50 – das ist ja eigentlich noch relativ jung, um ans Seniorenheim zu denken. Wen sprecht ihr genau an?

Jan Garde:
Sehr schöne Frage, mit der wir uns intensiv beschäftigt haben. Ich glaube, das beste Beispiel ist: In der Gestaltung arbeitet man mit sogenannten Personas, also Zielkunden. Wir haben festgestellt, dass klassische demografische Kategorisierung ein Relikt ist. Wenn man zum Beispiel einen schönen Sportwagen nimmt – nehmen wir Porsche: Der Durchschnittskunde, der diese Autos fährt, entspricht nicht unbedingt dem Werbebild. Oder eine gute Bekannte von mir, Anfang 90, hilft am Wochenende im Altenheim – das ist die Lebensrealität heute. Das klassische Alter ist als Messgröße im Marketing beliebt, aber greift nicht mehr wirklich.

Entscheidend ist, wie die Menschen wirklich ticken, was sie beschäftigt. Es gibt 60-Jährige, die gern fernsehen, und 90-Jährige, die das Kulturprogramm auswendig kennen. Wer ist also der klassische ZDF-Kunde? Das Alter allein sagt wenig aus – wichtiger ist, wie sich die Menschen fühlen und was sie tun. Unsere Analyse hat gezeigt, dass das soziodemografische Alter viel relevanter ist als das reine Alter. Also, unser Kunde ist jemand, der Spaß am Leben hat und möchte, dass die eigene Lebensrealität so lange wie möglich erhalten bleibt. Nur weil man älter wird oder weniger mobil ist, ändern sich die Interessen ja nicht. Es bedeutet nicht, dass man jetzt plötzlich Dienstagabends zum Bingo will.

Claudia Mattheis:
Ich frage trotzdem nochmal nach. Ein bisschen eingrenzen lässt sich eure Zielgruppe ja bestimmt. Wie stellt ihr euch den idealen Bewohner vor? Ihr arbeitetet mit Personas – unabhängig davon, ob jemand 50, 60, 70 oder 80 ist. Aber wo kommt dieser Mensch her? Eure Webseite ist fast ausschließlich auf Englisch – ich hatte den Eindruck, ihr sprecht ein sehr weltgewandtes, designaffines Publikum an, vermutlich Menschen, die noch nicht unbedingt an Ruhestand denken. Wie sieht euer Idealbewohner aus?

Jan Garde:
Wir haben das große Glück, dass die Nachfrage aktuell deutlich höher ist als das Angebot, das wir schaffen können – das heißt, wir können ein bisschen kuratieren, wer bei uns einzieht. Wir führen derzeit viele Gespräche mit Interessenten. Die Bandbreite ist groß: Die jüngste Bewerberin ist 46, der älteste Bewerber 81. Das hat wenig mit klassischem Seniorenwohnen zu tun, eher mit einem Studentenwohnheim für Erwachsene. Was alle vereint, ist das Interesse am kulturellen und intergenerativen Austausch, die Bereitschaft, etwas beizutragen. Oft wird gefragt, was man mitbringen kann, weniger, was man herausbekommt. Wir sprechen Menschen an, die in ihrem Leben aktiv waren und das auch im Alter nicht ändern möchten. Viele arbeiten noch, nutzen Konferenzräume für ihre Termine, wollen aber auch Freizeit und soziale Integration genießen. Der Luxus im Alter ist für uns, selbst entscheiden zu können, mit wem man sich umgibt und welche Themen einen beschäftigen. Wir haben die Bausteine übernommen, die sinnstiftend sind – die anderen haben wir weggelassen.

Claudia Mattheis:
Um das Konzept besser zu verstehen: Ist es so etwas wie Service-Wohnen? Ich buche also einen Wohnraum, kann je nach Bedarf und Budget Zusatzleistungen wie Housekeeping, Wäscheservice, Essen oder auch Unterstützung im Alltag hinzubuchen?

Jan Garde:
Ganz genau. Jede Embassy – also jede „Botschaft des guten Lebens“ – besteht aus drei Kernkomponenten. Das Erdgeschoss ist immer öffentlich, also offen für jedermann. Das ist bewusst die Antithese zur Gated Community – wir wollen einen offenen Ort schaffen. Dann gibt es das Service-Wohnen, wie du es beschrieben hast: Ich kann Dienstleistungen je nach meinen Bedürfnissen hinzubuchen und entscheiden, ob ich heute lieber für mich bin oder Gemeinschaft suche. Der dritte Baustein ist der Clubbereich. Als Bewohner ist man Botschafter und hat Zugang zu einer Clubfläche, die nicht nur für Bewohner, sondern auch für Menschen aus der Stadt offen ist. Wir planen ein Netzwerk aus Standorten, sodass die Kunden auch in anderen Städten ein Zuhause auf Zeit finden – quasi das Wohnzimmer in einer anderen Stadt und Zugang zur lokalen Community.

Claudia Mattheis:
So ein bisschen wie ein Soho House weltweit, für alle, die das kennen. Ihr bietet drei verschiedene Mitgliedschaften an: Botschafter für einen Tag, ein Jahr oder auf Lebenszeit. Was bedeutet das konkret? Und gibt es schon Infos zu den Kosten? Auf der Webseite konnte ich dazu nichts finden.

Jan Garde:
Die Informationen stehen auf der Seite für die Location Hamburg – es gibt eine deutsche und eine englische Version. Dort kann man den langfristigen Botschafterstatus beantragen und bekommt ein Apartment dazu. Die einjährige Botschafterrolle entspricht einer Clubmitgliedschaft. Die Tagesbotschafterrolle ist eine Art Tageskarte für Veranstaltungen oder Angebote im Club. Der Club ist je nach Immobilie zwischen 1.000 und 1.500 Quadratmeter groß, ergänzt die eigene Wohnung also um ein „Extended Wohnzimmer“. Unsere Wohnungen sind im Schnitt 75 bis 100 Quadratmeter groß, dazu kommen rund 1.200 Quadratmeter Clubfläche. Ein zentraler Punkt für viele ist die Möglichkeit, Gesellschaft zu erleben, aber nicht alleine zu sein. Am Ende beantworten wir mit unserem Produkt zwei Fragen: Wo kann ich zeitgemäß und ansprechend leben? Und wie kann ich eine Community schaffen, die zu meiner Lebensrealität passt? Wenn ich an meine Eltern denke, die jetzt auf die 80 zugehen – in das Seniorenstift meiner Großeltern würden sie auf keinen Fall ziehen, weil das nicht mehr ihrer Lebensrealität entspricht.

Claudia Mattheis:
Ist es auch möglich, als Botschafterin jeden Monat woanders zu wohnen? Zum Beispiel: Im Sommer in Berlin, im Winter lieber in Lissabon?

Jan Garde:
Genau das ist das Ziel unseres Netzwerks – wir wollen ermöglichen, dass man zum Beispiel einen Monat in Hamburg, einen in Lissabon, einen in Paris lebt. Ich selbst habe auch immer davon geträumt, mal in Paris zu leben, auch wenn mein Französisch inzwischen etwas eingerostet ist. Die Möglichkeit, in einem betreuten Ambiente flexibel zu wohnen, finden wir und unsere Zielgruppe sehr spannend. Klar ist, dass wir nicht sofort 20 Standorte weltweit eröffnen, aber das ist die langfristige Perspektive.

Claudia Mattheis:
Das klingt wirklich traumhaft – für mich wäre das das perfekte Wohnmodell. Noch eine Verständnisfrage: Wenn ich so flexibel bin und mal hier, mal dort lebe, bedeutet das ja, dass meine Wohnung nicht individuell eingerichtet ist? Sind die Wohnungen möbliert oder gibt es Platz für persönliche Gegenstände?

Jan Garde:
Es ist auf jeden Fall Platz für persönliche Gegenstände. Wir hatten anfangs ein Konzept und haben es zusammen mit unseren Kunden weiterentwickelt. Unsere Kundinnen und Kunden haben uns geholfen, das Produkt zugänglicher zu machen. Manche verkaufen tatsächlich ihre Immobilien und ziehen komplett zu uns, andere leben ohnehin schon an mehreren Orten und kommen nur zeitweise zu uns – zum Beispiel, um dem Berliner Winter zu entfliehen und ein paar Monate in Lissabon zu verbringen.

Claudia Mattheis:
Sind die Wohnungen möbliert? Auf der Webseite sieht alles sehr stylisch und modern aus – sind das Showrooms oder echte Wohnungen?

Jan Garde:
Die Apartments sind möbliert. Wir haben das Designkonzept „Frame of Life“ mit einer großartigen Designerin entwickelt. Das bedeutet: Claudias Apartment sieht anders aus als Jans Apartment – jeder bringt eigene Gegenstände mit und macht es sich persönlich. Die Grundausstattung ist immer vorhanden, aber jeder kann es individuell gestalten. Wer z. B. einen Lieblings-Tisch vom Flohmarkt mitbringen möchte, kann das natürlich tun. Wer aber nur für zwei Monate nach Paris kommt, reist wahrscheinlich mit einem Rollkoffer an. Diese Flexibilität und verschiedene Bedürfnisse wollen wir abdecken.

Claudia Mattheis:
Wie wichtig sind Architektur und Design für euer Konzept?

Jan Garde:
Das ist die allerwichtigste Frage. Der Kunde kommt zu uns, weil die Immobilie und die Lage toll sind. Wir haben oft Angebote für ehemalige Seniorenheime bekommen, aber solche Immobilien würden wir nie annehmen – die Stigmatisierung ist einfach zu groß. Die Architektur ist entscheidend. Ein Bild, das wir oft nutzen: Stell dir vor, deine beste Freundin bringt dich zu Embassies. Wenn sie dich dort absetzt und denkt: „Schade, dass Claudia jetzt hier im Seniorenheim wohnt“, dann hätten wir etwas falsch gemacht. Deine Freundin muss eher denken: „Wow, die Claudia hat es geschafft, hier wohnen zu dürfen!“ Die Strahlkraft der Immobilie ist eines unserer wichtigsten Kriterien.

Claudia Mattheis:
Barrierefreiheit ist aber trotzdem ein Thema?

Jan Garde:
Barrierefreiheit ist für uns wichtig – vor allem im sozialen Gefüge. Wir wollen einen Ort schaffen, der sich nicht wie „Gottes Wartezimmer“ anfühlt, sondern integriert in die Stadt ist. Viele Seniorenheime liegen am Stadtrand, oft aus Kostengründen – das wäre für uns nie eine Option. Wir wollen Orte des Zusammenkommens schaffen. Eine einzelne Stufe ist weniger hinderlich als eine abgelegene Lage.

Claudia Mattheis:
Ich frage trotzdem nochmal nach: Gerade im Alter oder bei eingeschränkter Bewegungsfähigkeit sind barrierearme Wohnungen wichtig. Habt ihr das mitgedacht, zum Beispiel bei Bädern oder Duschen?

Jan Garde:
Natürlich. Gerade weil wir oft in kernsanierten Altbauten sind, können wir nicht immer 100 Prozent Barrierefreiheit garantieren. Wir achten aber auf möglichst wenige Barrieren und haben Bereiche, die komplett barrierefrei sind. Bei historischen Gebäuden lassen sich manche Dinge nicht vermeiden – aber das Thema Barrierearmut haben wir immer im Blick. Ich habe selbst nach einer Sportverletzung zwei Monate im Rollstuhl gesessen und weiß, wie wichtig das ist. Wir versuchen, so viel wie möglich umzusetzen.

Claudia Mattheis:
Du hast eben die Hamburger Immobilie erwähnt, die einige Herausforderungen mit sich brachte. Was sind generell die größten Herausforderungen bei solch einem Projekt?

Jan Garde:
Die größte Herausforderung ist oft das Umfeld: Gerade im europäischen und speziell im deutschen oder schweizerischen Kontext sind neue Ideen nicht immer willkommen. Wir haben das Glück, dass unser Produkt eigentlich eine sehr logische Antwort auf die Frage ist, wie man im Alter wohnen möchte. Trotzdem sind die großen Herausforderungen meist Finanzierung und die passenden Immobilien zu finden. Das ist sicher kein exklusiv neues Problem, aber für neue Produkte immer besonders herausfordernd.

Claudia Mattheis:
Nochmal zu euren Bewohnern: Euch ist wichtig, dass Austausch und Rückzug gleichermaßen möglich sind. Wie stellt ihr das sicher?

Jan Garde:
Das gelingt durch unsere Dreifaltigkeit in der Immobilie: Es gibt Wohneinheiten, die viel mehr dem aktuellen Wohnumfeld entsprechen als kleine Seniorenwohnheimzimmer. Unsere Apartments sind im Schnitt etwa 75 Quadratmeter groß, manchmal auch größer. Man kann sich komplett autark versorgen, Serviceleistungen dazubuchen, aber auch die Gemeinschaftsräume und den Club nutzen. Im Club treffen sich Menschen unterschiedlichen Alters, es gibt Veranstaltungen, einen Wellnessbereich, Möglichkeiten für Sport, Kultur und Kunst. Wer einfach nur ins Café möchte, kann das ebenfalls tun. Und wer in die Stadt will, ist zum Beispiel in Hamburg in wenigen Minuten an der Alster.

Claudia Mattheis:
Klingt traumhaft. Was sind eure nächsten Pläne – gibt es schon weitere Standorte, die in Planung oder Bau sind?

Jan Garde:
Wir verraten das immer erst, wenn wir kurz vor der Eröffnung stehen.

Claudia Mattheis:
Ich frage nicht ganz uneigennützig wegen Lissabon …

Jan Garde:
Lissabon schauen wir uns tatsächlich sehr aktiv an, aber auch andere Standorte in Nordeuropa, entlang der Mittelmeerküste und in UK. Unser Fokus liegt derzeit noch auf Europa, aber mittelfristig wollen wir auch nach Nordamerika und Asien expandieren. In unserer letzten Finanzierungsrunde haben wir sogar internationale Partner mit an Bord geholt, die uns mit ihren Netzwerken unterstützen. Wir gehen da behutsam, aber strategisch vor.

Claudia Mattheis:
Und nun meine Lieblingsfrage zum Schluss: Wie willst du in Zukunft leben und wohnen? Hast du dir mit The Embassies deinen eigenen Altersruhesitz geschaffen?

Jan Garde:
Das steckt eigentlich schon in der Frage: Wir bauen das, was wir uns selbst wünschen. Das ist ein großer Vorteil, denn so legen wir die Messlatte für die Qualität sehr hoch – es geht uns nicht nur um ein wirtschaftlich sinnvolles Modell, sondern wirklich um die Frage, wie wir selbst im Alter leben möchten. Unsere Kinder sind jetzt fast aus dem Haus, und auch wenn bei uns die Fünf noch nicht vorne steht, ist das Angebot schon jetzt so attraktiv, dass wir es uns für uns selbst sehr gut vorstellen können.

Claudia Mattheis:
Das ist doch die beste Motivation überhaupt, ein Produkt zu entwickeln.

Jan Garde:
Absolut.

Claudia Mattheis:
Lieber Jan, das klang wirklich spannend. Ich werde das weiterverfolgen, vor allem auch mal live in Hamburg anschauen und hoffe, dass es euch bald in Berlin und Lissabon gibt.

Jan Garde:
Selbstverständlich.

Claudia Mattheis:
Vielen Dank für das Gespräch.

Jan Garde:
Sehr gerne, vielen Dank für die Fragen.

War dieser Beitrag hilfreich? Hat er Ihnen gefallen?

Das könnte Sie auch interessieren:

Interview mit Sinja Meyer-Rötz: Wie gutes Leben im Alter in Berlin gelingt


Pflege, Politik, Perspektiven: Was die Pflegebeauftragte in Berlin verändern will Gerade in einer Stadt wie Berlin, in der das Leben im Alter ganz unterschiedliche Gesichter […]

Interview mit Petra Zugmann: Mehr als Wohnen – so wird ein Bauernhof zum neuen Zuhause für Senioren

Warum ein Pflegebauernhof das Wohnkonzept mit Zukunft ist und wie privates Engagement das Leben im Alter besser machen kann. Wie Petra Zugmann aus persönlichem Erleben […]

Interview mit Lydia Staltner: Wie LichtBlick Senioren in Not bundesweit unterstützt mit Geld und Gemeinschaft

Warum der Kampf gegen Altersarmut auch ein Kampf für mehr Würde im Alter ist.
 Über 31.000 Seniorinnen und Senioren in Deutschland sind auf die Soforthilfe […]

Interview mit André Scholz: Gepflegt unterwegs – wie Reisen mit Pflegebedarf möglich ist


Was sind barrierefreie Reiseziele? Wie plant der Verein Reisemaulwurf für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige kostenlos den Urlaub? Und wie kann diese ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden?

Interview mit Jo Failer: Frühdemenz mit 52. Ich bin nicht mehr der, der ich war, aber immer noch ich.

Wie trotz unheilbarer Krankheit Leben und Arbeiten möglich sind. Warum Aufgeben keine Option ist. Und welche Unterstützung Erkrankte wirklich brauchen.

Interview mit Felix von Braun: Das gönn ich mir! Luxuswohnen im Alter

Wie Kunst, Kulinarik und Lage echte Lebensqualität bringen und warum sich das Altersbild ändern muss.

Interview mit Katharina Starlay: Alles anders mit Mitte 50 – neues Leben auf Mallorca


Warum eine erfolgreiche Stil-Expertin nach Spanien ausgewandert und beruflich neu gestartet ist – und jetzt 2 Esel als Haustiere hat.


Interview mit Ellen Uloth & Dr. Kerstin Schulenburg: Zuhause für Generationen als Gemeinschaftsprojekt 


Das neue Wohnprojekt in Bad Belzig mit 90 Menschen ist ein Vorbild für Bauen als Genossenschaft. Was ist zu beachten? Was sind Kosten und Risiken?

Interview mit Prof. Dr. Lioba Werth: Über gekonntes Älterwerden und die Pflege von Angehörigen

Warum sind Humor und Selbstbestimmung so wichtig, wenn es um das Alter und die Pflege von Angehörigen geht? Lioba Werth verrät wertvolle Tipps und persönliche Erfahrungen.

Interview mit Birgit Welslau: Welche Wohnform passt zu mir im Alter?

Ein Gespräch über Wohnwünsche, Entscheidungshilfen und den richtigen Zeitpunkt für den Umzug.

Seniorendorf, was kostet das Wohnen in einem Wohndorf für ältere Menschen?

Wo es Seniorendörfer gibt, wie die Preise sind und wie sie sich zusammensetzen. Dazu ein Erfahrungsbericht.

Interview mit Michael Schlenke: Lebenslaufbeständiges Wohnen als Zukunftsmodell?

Wie durch kluge Planung Wohnräume für alle Lebensphasen entstehen. Das eigene Zuhause sollte sich dem Leben anpassen – nicht umgekehrt.

Interview mit Michael Conrad: Die Werbelegende über legendäre Slogans, Altersbilder und Neuanfänge

Werbelegende Michael Conrad erzählt über ein erfülltes Leben, warum ältere Menschen gebraucht werden und präsentiert exklusiv seinen Memphis-Song im Johnny Cash-Stil 😉

Interview mit Christine Erlach: Wie negative Glaubenssätze unser Leben im Alter prägen


Warum „Ich bin zu alt dafür“ nur eine Erzählung ist und wie wir unser Denken aktiv ändern können.

Interview mit Dr. Bettina Horster: Wie digitale Helfer das Leben im Alter erleichtern!

Vom digitalen Notruf bis zur sozialen Teilhabe: So können intelligente Systeme Senior:innen unterstützen und Angehörige entlasten.

Interview mit Christina Kainz: Hybrides Wohnmodell als Co-Living im Alter

Wie das Beste aus Hotel, Wohnen, Aktivität, Pflege und Service in einem wunderschönen Industriedenkmal in Gronau kombiniert wurde.

Interview mit Sebastian Brüning: Der Architekt, der Barrieren überwindet

Von Seniorenwohnungen bis Mehrgenerationenhäuser – wie Architektur verbindet. Über architektonische Herausforderungen und ästhetische Lösungen für das Wohnen im Alter.

Interview mit Cordula Weimann: Omas for Future ruft Babyboomer zum Klimaschutz auf

Warum die Generation 50+ jetzt die Verantwortung für den Klimawandel übernehmen muss und wie Klimaschutz im Ehrenamt funktioniert.

Interview mit Dr. Ursula Wagner: Über Longevity und das gute Leben

Ganzheitlich gesund: Eine Pionierin der Lifespan Psychologie erklärt, wie Sinn, Beziehungen und Bewegung zu einem erfüllten Leben beitragen.

Interview mit Albena Radszuhn: Wohnen und Leben neu denken

Wie Räume unser Wohlbefinden unterstützen und warum jeder Neuanfang lohnt.

 Die Gründerin von “Own Your Room“ beweist mit 59 Jahren, dass Veränderung immer möglich ist.

Interview mit Angelika Kindt: Working Silver Lady kämpft für digitale Teilhabe

Warum sich ältere Menschen digitalisieren müssen und lebenslanges Lernen wichtig ist! Ein Plädoyer für Älter werden mit Vergnügen.

Service-Wohnen: Selbstständig leben und gleichzeitig gut versorgt sein

Service-Wohnen ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben in barrierefreien Wohnungen, kombiniert mit flexiblen Serviceleistungen.
Was sind die Vorteile? Für wen ist es geeignet? Wie hoch sind die Kosten?

Interview mit Jonas Deußer: Wie Generationen-Wohngemeinschaften in Berlin neue Verbindungen schaffen zwischen Alt und Jung

Zwei Generationen, ein Zuhause: die „Generationen-WG“ Berlin bringt junge Menschen ab 18 Jahren als Untermieter mit Personen ab 60 zusammen. So sollen gleichzeitig Wohnungsmangel und […]

5 beliebte Wohnformen im Alter: Vor- und Nachteile

Wir stellen Ihnen hier die fünf interessantesten und beliebtesten Wohnformen für ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen vor. Und auch, für wen diese Wohnform jeweils am besten geeignet is