SENovation Award-Gewinner NOX entwickelt innovative Lösung für eines der drängendsten Probleme in der häuslichen Pflege.
Alle zwei Minuten stehen Rettungskräfte in Deutschland vor einem dramatischen Problem: Sie können nicht zu ihren Patienten durchdringen. Die Tür ist verschlossen, der Schlüssel nicht auffindbar, und hinter der Tür liegt ein Mensch, der dringend Hilfe benötigt. Die Feuerwehr muss nachalarmiert werden, wertvolle Minuten verstreichen. Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.
Für Johannes Völz und sein Team von NOX ist dieses Problem mehr als eine Statistik. Es ist persönlich. Und ihre Lösung könnte die häusliche Pflege in Deutschland grundlegend verändern.
Die Geschichte hinter NOX
Johannes Völz begleitete seine Großeltern sieben Jahre lang in der häuslichen Pflege. „Eigentlich hatten wir alles da, was von Nöten ist“, erzählt er im Interview mit LIVVING. Hausnotruf, Schlüsselhinterlegung – alle Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen. Bis zu jenem Tag, als sein Großvater einen Schlaganfall erlitt.
„Der Schlüssel war dann nicht da, wo er sein sollte“, erinnert sich Johannes. Der Rettungsdienst stand vor der Tür, kam nicht rein. Die Feuerwehr musste nachalarmiert werden. „Wir waren schneller vom Einkaufen zu Hause, als die Feuerwehr die Tür aufmachen konnte.“
Doch die verlorene Zeit hatte bereits ihre Spuren hinterlassen: „Der Opa, den ich bis dahin hatte, war nicht mehr so da.“

Aus persönlicher Betroffenheit wird Innovation
Diese Erfahrung wurde zum Ausgangspunkt einer Unternehmensgründung. Johannes begann an der Universität, sich intensiv mit dem Problem auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit Anna, die von Anfang an eine zentrale Rolle spielte, entstand aus einer Idee ein Konzept.
Anna hat ihre Ausbildung im Sana Klinikum Bergen mit Auszeichnung abgeschlossen, war dort zuletzt Assistentin der Geschäftsführung und hat anschließend einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre mit sehr gutem Abschluss erworben. Ihr strukturiertes Denken und ihre Erfahrung aus dem Gesundheitswesen prägen bis heute die strategische Ausrichtung von NOX.
Das Team wuchs strategisch: Glenn, den Johannes als „einen der besten Programmierer der Welt“ beschreibt (er ist Nationalteam-Trainer für das deutsche Team für Programmierung), und Florian, ein Experte für Datenbanken mit Beratererfahrung im Bankensektor, komplettieren das Gründerteam.
Eine Lösung aus der Praxis für die Praxis
Echte Bedürfnisse verstehen
„Wir brennen alle ein Stück weit dafür“, erklärt Johannes, „Wenn man mit den Rettungsdiensten redet, merkt, dass es ein Schmerz ist bei denen. Die erzählen von Schreien, die da hinter der Tür sind, und sie können nichts machen.“
Die besondere Herausforderung bei NOX liegt darin, dass das System für drei verschiedene Nutzergruppen funktionieren muss:
Für Endnutzer: Seniorinnen und Senioren sowie ihre Angehörigen brauchen ein System, das einfach zu bedienen ist und Sicherheit gibt.
Für Pflegedienste: Sie sollen nicht mehr mit Schlüsseln hantieren müssen. Das spart nachweislich rund 24 Minuten pro Mitarbeiter und Tag und optimiert die gesamte Logistikstruktur.
Für Rettungsdienste: Im Notfall muss es schnell und unkompliziert gehen, auch wenn der Sanitäter noch nie von NOX gehört hat.
„Wir haben sehr viele Feedback-Schleifen durchlaufen“, berichtet Johannes. Ein Pflegedienst in der Nähe von Rostock stellte seine Klienten für Tests zur Verfügung. Dabei lernte das Team auch unerwartete Herausforderungen kennen: „Raucherhaushalte sind ein Thema, weil sich da oft ein Belag an den Türen bildet. Klebeflächen kommen dann fast gar nicht in Frage. Aber das denkt man nicht mit. Sowas kann man nur so lernen.“
So funktioniert NOX: Einfach in der Anwendung, hochkomplex im Hintergrund
Die Technik verständlich erklärt
„Ich fange immer damit an, dass das ein Motorschloss ist“ , erklärt Johannes seine Lösung so, dass auch technisch weniger versierte Menschen sie verstehen. „Wir bauen einen Motor an den Schlüssel, der von innen steckt, ran, sodass der in der Lage ist, den Schlüssel einfach in der Tür zu drehen.”
Das Geniale dabei: Der Alltag bleibt völlig normal. Man kann weiterhin manuell auf- und zuschließen, von außen den ganz normalen Schlüssel benutzen. Niemand sieht, dass ein smartes System installiert ist. Aber im Notfall ist es da.
Sicherheit auf Bankniveau
„Man kann sich das so ähnlich wie beim Online-Banking vorstellen“, erläutert Johannes das Sicherheitskonzept, „mit diesem PIN-TAN-Verfahren. Nicht jeder, der die PIN zum Online-Banking hat, kann sich automatisch das Geld hin und her überweisen.“
Das System arbeitet mit Verschlüsselungsstandards auf Bankniveau, angepasst an die Anforderungen des IoT-Bereichs. Große Partner haben NOX bereits mehrfach geprüft, sogar nach evangelischem Datenschutzrecht. Das ist ein besonders strenger Datenschutzmaßstab. „Da kam auch nie irgendwie etwas zurück“, berichtet Johannes zufrieden.


SENovation Award: Härteste Jury überzeugt
Wenn Senioren entscheiden
Im September 2025 wurde NOX mit dem SENovation Award in der Kategorie Start-up ausgezeichnet. Das ist einer der renommiertesten Preise für Innovationen im demografischen Wandel. Über 500 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich seit 2018 beworben.
Das Besondere am SENovation Award: Die Zielgruppe entscheidet mit. Ein Teil des Entscheidungsprozesses wird von Senioren selbst getragen, nicht nur eine Expertenjury bestimmt die Gewinner. Genau diese Validierung durch die Menschen, die das Produkt tatsächlich nutzen sollen, war für das NOX-Team entscheidend.
Das Halbfinale in Berlin war der eigentliche Test: „Ein Raum voller Senioren, und da dann zu sehen, wie die darauf reagieren, war natürlich schon spannend.“ Die Reaktionen waren überwältigend positiv. „Weil am Ende sind es ja die Menschen, die es akzeptieren müssen, die es bei sich zulassen müssen.“
Die Jury gilt als die „härteste überhaupt“: „Weil die haben auch nichts zu verlieren und die sagen es auch sehr ungeschminkt und unverblümt, was sie von dem Produkt so halten.“ Sie war überzeugt.
Gemeinsam mit Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur überreichte Torsten Uhlig, Vorstandsvorsitzender der SIGNAL IDUNA Gruppe, den Preis und ein Preisgeld von 5.000 Euro.
Das Geschäftsmodell: Transparent und durchdacht
Kosten und Leistungen
NOX arbeitet mit führenden Herstellern smarter Türschlösser zusammen. „Die haben momentan eigentlich die beste Hardware für die smarten Türschlösser“, erklärt Johannes. Das Besondere: NOX übernimmt die gesamte Koordination.
Die Preisstruktur ist klar und übersichtlich:
6 Euro monatlich für die reine Rettungsdiensthinterlegung
18 Euro monatlich für das „Rundumsorglos-Plus-Paket“ mit Pflegedienst-Integration
Beim größeren Paket kümmert sich der Pflegedienst auch um Batteriewechsel und regelmäßige Kontrollen. Ideal für Angehörige, die am anderen Ende Deutschlands leben. „Der Pflegedienst kriegt dann anteilig von diesen 18 Euro etwas ab, damit er dann alle halbe Jahre mal hinfährt und die Batterien wechselt oder einfach nach dem Rechten schaut.“
Förderung durch die Pflegekasse
Die einmaligen Kosten für das smarte Türschloss können als wohnumfeldverbessernde Maßnahme von der Pflegekasse übernommen werden. „Wir schicken gleich einen Textblock mit, den man dort mit einreichen kann bei der entsprechenden Krankenkasse, sodass man so wenig Arbeit wie möglich hat“, verspricht Johannes.
Die vollständige Pflegehilfsmittelzulassung ist derzeit noch in Bearbeitung. Eine Herausforderung in einem föderalen System mit unterschiedlichen Anforderungen.
Der Rollout: Schritt für Schritt in ganz Deutschland
In der Startphase mit klarer Roadmap
„Wir sind noch in den Kinderschuhen, was das Rollout angeht“, gibt Johannes offen zu. Seit Juni 2024 können Privatpersonen über die Website bestellen. Parallel arbeitet das Team intensiv am Aufbau des B2B-Geschäfts mit größeren Hausnotruf-Anbietern und Pflegediensten. Die ersten Systeme sind bereits im Einsatz, und die Rückmeldungen aus der Praxis sind durchweg positiv.
Die Herausforderung liegt im föderalen System: „Einige Leitstellen beziehungsweise Rettungsdienste finden das besser, wenn da ein kleiner Sticker an der Tür ist. Andere sagen, brauchen wir nicht.“ NOX passt sich den regionalen Anforderungen an und arbeitet eng mit den lokalen Rettungsdiensten zusammen.
„Bei den Rettungsdiensten hatten wir bis jetzt noch kein Problem, wenn wir in Deutschland Probeläufe gemacht haben“, berichtet Johannes stolz. Sobald eine Bestellung eingeht, informiert und schult NOX den zuständigen Rettungsdienst. Selbst wenn ein Sanitäter noch nie von NOX gehört hat, erhält er von der Leitstelle alle nötigen Informationen und Codes.
Brückenbauer zwischen den Inseln
Die Vision: Vernetzte Pflege
„Bei der SENovation Award Preisverleihung kam eine ganz gute Frage, ob das alles so Insellösungen sind“, erzählt Johannes. Seine Antwort gefällt ihm selbst so gut, dass er sie gerne wiederholt: „Am Ende sind wir diejenigen, die die Brücken bauen zwischen diesen ganzen Inseln, die es jetzt gerade gibt.“
Pflegedienste, Rettungsdienste, Hausnotruf-Anbieter: Alle haben tolle Lösungen entwickelt. „Aber es fehlt halt gerade noch an der Türöffnung, an der Schwelle dann quasi.“ NOX bringt diese Informationen zusammen und ermöglicht so die entscheidende Türöffnung im Notfall.
NOX: Wenn jede Sekunde zählt und die Tür offen sein muss
Die Geschichte von NOX zeigt exemplarisch, wie Innovation im Pflegebereich aussehen kann: Aus echter Betroffenheit geboren, mit den Betroffenen entwickelt und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Keine technische Spielerei, sondern eine Lösung für ein reales, drängendes Problem.
650.000 Mal im Jahr stehen Rettungskräfte in Deutschland vor verschlossenen Türen. Jedes Mal verstreichen wertvolle Minuten. Jedes Mal wird die Feuerwehr nachalarmiert. Jedes Mal entstehen hohe Kosten. Und vor allem: Jedes Mal steht ein Menschenleben auf dem Spiel.
NOX macht Schluss damit. Das smarte Türschloss öffnet im Notfall genau den richtigen Menschen die Tür, ohne dabei die Sicherheit im Alltag zu gefährden. Für Angehörige, die sich um die Sicherheit ihrer Eltern oder Großeltern sorgen, ist NOX mehr als nur Technik. Es ist die Gewissheit, dass im Notfall Hilfe nicht vor einer verschlossenen Tür endet.
Weitere Informationen zu NOX:
Über die Website www.nox-aal.de können Interessierte ein individuelles Angebot anfordern und prüfen, ob NOX in ihrer Region bereits verfügbar ist.
Über den SENovation Award:
Der SENovation Award gilt als größter Gründerpreis für den demografischen Wandel in der DACH-Region. NOX gewann im September 2025 den Preis in der Kategorie Start-up. Seit 2018 haben sich über 500 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beworben. www.senovation-award.de
Claudia Mattheis


Claudia Mattheis (Jahrgang 1966) bringt mit 30 Jahren Führungserfahrung als Geschäftsführerin einer Werbeagentur und Chefredakteurin von Print- und Online-Medien strategische Expertise und ein starkes Netzwerk mit. Diese Kombination bildet das Fundament für ihre Mission: LIVVING.de zur führenden deutschsprachigen Plattform für Wohnen & Leben 50plus zu entwickeln. Ihre Leidenschaft für zielgruppengerechte Kommunikation verbindet sie mit einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Generation 50plus. Als versierte Netzwerkerin schafft sie Verbindungen zwischen Partnern, die gemeinsam die Lebenswelt einer wachsenden demografischen Gruppe neu denken wollen. Mit ihrem Mann Siegbert Mattheis lebt sie in Berlin-Prenzlauer Berg.
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